Der Koch war ein Spitzel
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Unter Druck: Spaniens früherer Ministerpräsident Mariano Rajoy, hier auf einer Aufnahme aus dem August 2016 Bild: dpa
Eine Geheimaktion namens „Operación Kitchen“ bringt Spaniens Volkspartei PP in Bedrängnis. Es geht um „institutionelle Korruption“ mit schwarzen Kassen – die Ermittlungen könnten für die Partei eine „Zeitbombe“ sein.
Der Name der Geheimaktion klingt harmlos. Jahrelang köchelte in Spanien die „Operación Kitchen“ juristisch vor sich hin. Doch die jüngsten Ermittlungsergebnisse könnten für die konservative Volkspartei (PP) der Explosion einer „Zeitbombe“ gleichkommen. Mit dieser Sprengkraft vergleichen „El País“ und andere spanische Zeitungen die Brisanz der jüngsten Untersuchungen des Obersten Strafgerichtshofs: Sie belasten nun auch mehrere Vertraute des früheren Ministerpräsidenten und PP-Vorsitzenden Mariano Rajoy und werfen Fragen auf, was er selbst davon wusste. Seine Regierung war nach dem „Gürtel“-Prozess im Juni 2018 durch ein Misstrauensvotum des Parlaments gestürzt worden. Das Urteil hält der PP ein „System institutioneller Korruption“ mit schwarzen Kassen vor.

Politischer Korrespondent für die Iberische Halbinsel und den Maghreb mit Sitz in Madrid.
Eine Schlüsselfigur war der frühere PP-Schatzmeister Luis Bárcenas, der eine Freiheitsstrafe von 33 Jahren verbüßt. Er steht im Mittelpunkt der „Operation Küche“, denn er war offenbar für die PP-Führung der Mann, der viel zu viel wusste. Um ihn in den Griff zu bekommen, wurde sein Fahrer in einen Spitzel verwandelt. Sergio Ríos soll den Spitznamen „Cocinero“ (der Koch) getragen haben – daher stammt angeblich der englische Name „Kitchen“. Für seine Dienste wurde der einstige PP-Sicherheitsmann mit 53.000 Euro entlohnt, wie aus heimlich erstellten Tonbandmitschnitten hervorgeht. Zudem erhielt er einen Posten bei der Nationalpolizei. Auch über Bárcenas’ Ehefrau Rosalía Iglesias hatte er minutiös Bericht erstattet.
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