
China und Taiwan : Brüderliche Grüße
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Eine Flaggenzeremonie in Taipei, Taiwan Bild: EPA
Die „Wiedervereinigung“ mit Taiwan gehört zu Chinas „Kerninteressen“. Peking wirft Taiwan „Separatismus“ vor. Bei Lichte besehen, richtet sich dieser Vorwurf aber an die Volksrepublik.
Es ist nicht überliefert, dass die Bevölkerung Taiwans ihr Land mit der Volksrepublik China vereinigt sehen möchte. Das hat die Regierung in Peking aber noch nie interessiert. Die „Wiedervereinigung“ gehört zu den von den Kommunisten definierten „Kerninteressen“.
Und diese dürfen sie nach eigener Lesart auch mit militärischer Gewalt durchsetzen. Das hat Staats- und Parteichef Xi Jinping ein weiteres Mal in aller Deutlichkeit gesagt. Die Zeit arbeitet vermutlich für Peking, denn wer glaubt schon, dass irgendeine Macht für die Freiheit Taiwans in einen Krieg mit der Volksrepublik ziehen wird? Peking wirft Taiwan „Separatismus“ vor. Bei Lichte besehen, richtet sich dieser Vorwurf aber an die Volksrepublik. Es ist nämlich gerade nicht so, dass Taiwan – wie oft gesagt wird – seit 1949 „eigene Wege“ geht.
Die demokratische Inselrepublik steht vielmehr in der Kontinuität jener „Republik China“, die 1912 das Kaiserreich beerbte. Die Regierung der Republik China hat den Bürgerkrieg gegen die Kommunisten verloren und sich nach Taiwan zurückgezogen. Wer sind hier also die Separatisten?
