
Kommentar : Punktsieg für Putin
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Mit seiner Ausreise nach Deutschland tut Michail Chodorkowskij Wladimir Putin einen Gefallen. Der dürfte das Gefühl haben, ihn gebrochen zu haben. Für Putins weiteres Verhalten könnte das nichts Gutes bedeuten.
Michail Chodorkowskij hatte sich eigentlich fest vorgenommen, Wladimir Putin nicht um Gnade zu bitten, weil dies ein Schuldeingeständnis bedeute. Nun hat er um Ausreisepapiere gebeten. Dem ging ein Gnadengesuch aus persönlichen Gründen voran. Mit seiner Ausreise hat er Putin einen Gefallen getan. Was immer nämlich Chodorkowskij vom Ausland aus tut oder sagt, Putin wird ihn leichter ignorieren können, als wenn er sich in Russland bemerkbar machte. Vor allem aber ist zu befürchten, dass Putin jetzt das Gefühl hat, diesen Widersacher gebrochen zu haben.
Das könnte für sein weiteres Verhalten nichts Gutes bedeuten. Deutschland hat sich richtig verhalten, als es Chodorkowskijs Mutter zur Behandlung einreisen ließ und sich politisch immer wieder für den Sohn einsetzte. Und es ist auch gut, dass dieser jetzt zu uns kommen darf.
Wollte er bleiben, sollte man ihm auch das ermöglichen. Im Gegensatz zu Edward Snowden, der noch in Russland sitzt, hat Michail Chodorkowskij nämlich für etwas, was er nur möglicherweise getan hat, lange im Gefängnis gesessen. Er hat unsere Gastfreundschaft verdient.