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Weltweiter Klimastreik : „Ich möchte mit meinen Enkeln noch snowboarden“

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Wie kommt es, dass der Klimaschutz in Japan so wenig Anklang findet? Es liege an der Regierung, sagte Kiyoshi Takahashi, ein rüstiger Rentner von 65 Jahren, der früher im Hotelgewerbe arbeitete und nun als politischer Aktivist für das Klima und für den Frieden unterwegs ist: „Ministerpräsident Shinzo Abe interessiert sich nur für die Wirtschaft.“

Jugendliche Aktivisten der Bewegung Fridays for Future sehen das Problem grundsätzlicher. Generell sei wenig Interesse an sozialen Problemen vorhanden, sagt der Student Takuro Kajiwara. Japan lebe seit Jahren im physischen Überfluss und sei zugleich geographisch isoliert. Zusammen erkläre beides, warum das Verständnis für Klimaschutz aus japanischer Sicht so viel geringer sei als in anderen Teilen der Welt. Die 16 Jahre alte Schülerin Saori Iwano meint, dass nur wenige Japaner der englischen Sprache mächtig seien. Die internationalen Studien zum Klimawandel würden so von den meisten Japanern ignoriert.

Dabei hat die Regierung den Klimaschutz durchaus als Programm erkannt. Das G-20-Gipfeltreffen in Osaka nutzte Abe werbewirksam, um Bemühungen gegen die Plastikverschmutzung der Weltmeere voranzutreiben. Die finanzielle Förderung von Solaranlagen führte in den vergangenen Jahren zu einem rasanten Ausbau dieser Form der Energiegewinnung. Mit geringerem Eifer als westeuropäische Staaten, aber doch ernsthaft hat die Regierung sich auch Ziele zur Verringerung des Ausstoßes von Klimagasen gesetzt. Das Land wird aber international kritisiert, weil es in seinem Energiemix nach wie vor auch auf Kohle- und Atomkraftwerke setzt und international mit am meisten Plastik verbraucht.

„Kein Plastik – phantastisch“, stand in Tokio nun beim Klimastreik auf Plakaten, oder: „Weniger Ego, mehr Öko“. Eine Gruppe jüngerer Männer hatte Snowboards mitgebracht und proklamierte: „Ich möchte mit meinen Enkeln noch snowboarden.“ Viele Eltern mit jungen Kindern waren in Tokio dabei, daneben die bei Demonstrationen in Japan allgegenwärtigen Rentner, die oft in der Studentenbewegung sozialisiert wurden.

Überraschend viele Expats mischten sich mit den japanischen Klimaschützern, viel Deutsch und Französisch war zu hören. „Wir wollen Klimagerechtigkeit“, riefen die Demonstranten. Dann marschierten sie los, brav in Fünferreihen und nur auf einer Straßenseite. So ist es in Japan vorgeschrieben, damit die Demonstranten nicht zu sehr den Verkehr stören. (Patrick Welter, Tokio)

Israel

In Israel, einem Land, in dem Klimaschutz oder Mülltrennung bislang keine große Rolle spielen, haben am Freitag nur wenige hundert Schüler für Maßnahmen gegen die Klimakrise demonstriert. In Tel Aviv versammelten sich einhundertfünfzig Menschen auf dem Rabin-Platz, einige Dutzend kamen vor dem Rathaus in Jerusalem zusammen. Auch in Haifa, Sachnin und Beerscheba gingen Schüler auf die Straßen.

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