Parlamentswahl in Kanada : Kein glänzender Sieg für Trudeau
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Justin Trudeau: Der nicht ganz so strahlende Wahlsieger Bild: Reuters
Justin Trudeau wollte die absolute Mehrheit und setzte Neuwahlen an. Das hätte er sich schenken können. Er führt weiter eine Minderheitsregierung.
Diese Wahloperation hätte man sich schenken können. In der Hoffnung, dass die Wähler ihn mit einer absoluten Mehrheit ausstatten würden – als Dank für den, alles in allem, erfolgreichem Kurs durch die Corona-Pandemie – , hatte der kanadische Ministerpräsident Trudeau Neuwahlen angesetzt. Das Ergebnis ist aber nicht viel anders ausgefallen als das vor zwei Jahren: Trudeau bleibt im Amt, wird aber weiterhin nur einer Minderheitsregierung vorstehen und damit auf die Kooperation kleinerer Parteien angewiesen bleiben.
Die Konservativen, die bis 2015 an der Macht waren, erhielten zwar wiederum die meisten Wählerstimmen, vor allem im Westen des Landes, der soziokulturell an den Nachbarn im Süden erinnert und wo die Energiewirtschaft eine große Rolle spielt. Aber da Mehrheitswahlrecht gilt, haben die Liberalen die Nase vorn: In den Ballungsräumen errangen sie die notwendigen Mandate.
Trudeau wähnt sich im Besitz eines „klaren Mandats“. Aber das gleicht allenfalls dem, das er schon vor zwei Jahren bekam. Ja, er hat die Wahl gewonnen, einen glänzenden Sieg jedoch nicht errungen. Er hat viel von seiner Strahlkraft eingebüßt.
Wie andere westliche Länder steht Kanada eine Zeit großen Wandels bevor. In seinem Fall kommt die Bedeutung der Öl- und Gasindustrie hinzu. Gut wäre es, könnte sich der Umbau der Wirtschaft – Stichwort Klimawandel – auf einen breiten Konsens in der Bevölkerung stützen. Dafür benötigte Trudeau tatsächlich ein klares Mandat.