Der Groll der Kasachen sitzt tief
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Wenig später wurde auf sie geschossen: Friedliche Demonstranten am 6. Januar auf dem Platz der Republik in Almaty Bild: Timur Nusimbekow
Kasachstans Präsident Tokajew inszeniert sich als Hoffnungsträger. Aber eine unabhängige Untersuchung der Unruhen von Anfang Januar lehnt er ab. In der Bevölkerung herrschen Wut und Misstrauen. Auf Spurensuche in Almaty.
Unter einem Wellblechdach hängt Pferdefleisch in der kalten Luft, Beine ohne Haut, halbe Brustkörbe. Aus Plastikfässern wird eingelegter Weißkohl verkauft. Auch Brot, Obst, Gemüse, Kleidung und Spielzeug gibt es auf Altyn Orda, einem riesigen Markt am Rande von Almaty. Im Süden ragen die schneebedeckten Berge des Transili-Alatau auf. In Kirgistans Hauptstadt Bischkek fährt man vom Markt aus dreieinhalb Stunden, sieben mehr in die usbekische, Taschkent, nach Osten viereinhalb Stunden bis an die Grenze zu China.
So wurde Altyn Orda ein Umschlagplatz für die Region. Der Markt steht aber auch für das, was die Kasachen als „System“ bezeichnen: die Clanherrschaft, in der Nähe zur Macht alles entscheidet. Als Kasachstans Protestwelle, die sich am 2. Januar ein paar Tausend Kilometer westlich an einer Erhöhung der Flüssiggaspreise entzündete, Almaty erreichte, wurde Altyn Orda zur Keimzelle. Viele zogen von hier ins Zentrum der Stadt, forderten Wandel.
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