Auf dem Weg nach Kasachstan: Ein Foto des russischen Verteidigungsministeriums zeigt Soldaten am Donnerstag an einem Flughafen außerhalb von Moskau Bild: Getty
Zwanzig Jahre lang hatte das von Russland geführte Militärbündnis ODKB kaum praktische Bedeutung. Nun wirkt es an der Niederschlagung des Aufruhrs in Kasachstan mit.
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Als der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew in der Nacht zum Donnerstag zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden eine dramatische Fernsehansprache hielt, sprach er Russisch: Er sprach von „Terroristen“, die im Land wüteten und sich heftige Kämpfe mit den Streitkräften lieferten, von Angriffen auf die Bürger, von der Zersetzung des ganzen Staates. Aufgrund dieser Lage habe er die Staatschefs der Organisation des Vertrags über Kollektive Sicherheit gebeten, Kasachstan bei der Überwindung der terroristischen Bedrohung zu helfen. Im Klartext bedeutete das: Er bat um militärische Unterstützung.
Wenige Stunden später teilte das von Russland geführte Militärbündnis offiziell mit, dass russische, belarussische, armenische, kirgisische und tadschikische „Friedenstruppen“ auf dem Weg nach Kasachstan seien. Die Organisation, die offiziell ein Verteidigungsbündnis gegen Angriffe von außen ist, beteiligt sich damit an der Niederschlagung des Aufruhrs in Kasachstan. Das ist eine Premiere – und zwar nicht nur, weil der Kreml damit erstmals offiziell an der gewaltsamen Beendigung von Protesten in einem Nachbarland mitwirkt. Im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens wird die Organisation, die auf Russisch ODKB abgekürzt wird, damit erstmals aufgrund der militärischen Beistandsverpflichtung in ihrem Vertrag tätig. Plötzlich steht die Organisation im Zentrum eines internationalen Konflikts, die bisher als Papiertiger verspottet wurde und keine praktische Funktion zu haben schien.
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