F.A.Z. Exklusiv : Auch Niederlande erwägen Kampfpanzer-Lieferungen an Kiew
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Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte kann sich eine Panzerallianz mit Staaten wie Portugal und Finnland vorstellen. Bild: EPA
Nach Polen, Finnland und Portugal denken nun die Niederlande über Panzer-Lieferungen nach. Man könne 18 von Deutschland geleaste Leopard 2 kaufen und der Ukraine spenden, sagt Ministerpräsident Mark Rutte der F.A.Z.
Die Niederlande erwägen, 18 moderne Leopard-2-Kampfpanzer, die sie von Deutschland geleast haben, der Ukraine zur Verfügung zu stellen. „Wir haben sie geleast, das heißt, dass wir sie kaufen können, das heißt, dass wir sie spenden können“, sagte Ministerpräsident Mark Rutte am Dienstag im Gespräch mit der F.A.Z. und einigen weiteren internationalen Medien in Brüssel. Wenn dies in einem größeren Paket mit anderen Staaten wie Finnland und Portugal sinnvoll sei, „sind wir willens, das zu erwägen“. Es gebe aber noch keine Entscheidung, fügte Rutte hinzu. Gleichwohl handelt es sich um ein wichtiges Signal. Deutschland hat auch vorherige Waffenlieferungen mit den Niederlanden abgestimmt, etwa bei der Panzerhaubitze 2000.
„Ich habe viel Verständnis für die ukrainische Anfrage“, sagte Rutte. Es sei nun Sache der deutschen Regierung, über Leopard-Lieferungen zu entscheiden. Würde Deutschland nein sagen, müssten Polen, Finnland, Portugal „und wir selbst“ überlegen, ob man um eine Exportgenehmigung bitte und Panzer bilateral liefere. „And dem Punkt sind wir aber nicht, und ich will Deutschland nicht unter Druck setzen“, so Rutte weiter. Er wies daraufhin, dass die Bundesregierung wenige Tage nach dem russischen Angriff auf die Ukraine den Niederlanden genehmigt habe, Panzerfäuste aus deutscher Produktion an Kiew zu liefern. Auch Berlin rang sich seinerzeit zu einer solchen Lieferung durch.
Die Niederlande besaßen am Ende des Kalten Kriegs mehr als 400 Leopard-Panzer in der Konfiguration 2A4. Die Hälfte verkauften sie, die andere wurde modernisiert. 2011 entschied das Land, seine noch verbliebenen 73 Kampfpanzer der Variante 2A6 außer Dienst zu stellen. Deutschland kaufte seinerzeit 20 Panzer zurück. Nach der russischen Annexion der Krim leaste Den Haag diese Fahrzeuge und baute zwei davon für Ausbildungszwecke um. Das Leasing-Abkommen sah vor, dass die Panzer zwar der Bundeswehr gehören, im Fall des Falles aber zur Verteidigung der Niederlande eingesetzt werden können. Sie werden vom Panzerbataillon 414 eingesetzt, einer deutsch-niederländischen Einheit mit Standort im niedersächsischen Lohheide.