
Julian Assange : Warum verfolgt Washington den Boten?
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Julian Assange Bild: dpa
Julian Assange hat Dinge veröffentlicht, die peinlich waren für Amerika. Er hat aber keine Geheimdokumente gestohlen. Es ist unklug, den Boten zu verfolgen und ihn unnötig zum Märtyrer zu machen.
Julian Assange ist weder die Verkörperung des Bösen, als den ihn viele in Amerika hinstellen, noch ist er der idealistische Heilige, als den ihn diesseits des Atlantiks viele sehen. Eines allerdings ist Assange ganz sicher nicht, ein Dieb von Staatsgeheimnissen. Er hat – getrieben von aktivistischem Eifer – der Öffentlichkeit Dinge zugänglich gemacht, die andere aus geheimen Datenbanken entwendet hatten.
Amerika jagt also seit Jahren den Boten, der die Nachricht überbracht hat. Und nie hat jemand behauptet, dass Assange Falschinformationen verbreitet habe. Dass Washington vieles von dem, was da nach außen drang, höchst peinlich war, ist strafrechtlich nicht von Belang.
Komisches Presseverständnis
Washington wirft Assange vor, durch die Veröffentlichung Menschenleben gefährdet zu haben. Der Schutz von geheimen Quellen obliegt zuallererst denjenigen, die sich dieser Quellen bedienen. Die Amerikaner müssten sich also eingestehen, dass sie da nicht richtig aufgepasst haben.
Von einem Journalisten, als der sich Assange unter anderem auch versteht, zu verlangen, Informationen nicht zu veröffentlichen, die zwar zutreffend sind, aber für eine Regierung unangenehme Folgen haben werden, ist mindestens weltfremd. Oder es zeugt von einem Verständnis von Presse, wie man es eher von Putins Russland und ähnlichen Staaten kennt. Amerika sollte sich sein Auslieferungsgesuch noch einmal überlegen. Als Märtyrer taugt Julian Assange nämlich auch nicht.