Der Mut der nächsten Generation
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„Es ist noch nicht vorbei“: Demonstranten bei einem regierungskritischen Protest am 25. Mai in Bagdad Bild: dpa
Nach dem Aufstand 2019 haben sich viele junge Iraker zurückgezogen. In einigen Städten herrscht inzwischen mehr Angst als Zuversicht. Ein harter Kern von Aktivisten will aber trotz aller Gefahren weitermachen. Eine Reportage.
Sie war so wütend, dass ihr die Haare ausfielen. Und ihr sind die Worte ausgegangen. „Ich habe seit der Revolution nichts mehr geschrieben. Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“, sagt Alaa Adel, eine junge Bagdader Dichterin, die eigentlich unerschütterlich zu sein scheint. Sie spricht über den Oktober 2019, als, angeführt von der Jugend, Massen von Irakern in der irakischen Hauptstadt auf die Straße gingen und gegen die von Korruption zersetzte Führung ihres Landes aufbegehrten. Und gegen ein System, das die Bevölkerung spaltet, weil es Macht und Posten unter den verschiedenen Religions- und Bevölkerungsgruppen aufteilt.
Aber der Aufstand wurde durch Gewalt erstickt. Bilder blutiger Straßenschlachten gewannen die Oberhand, Milizen, die mit Iran im Bunde stehen, machten Jagd auf Aktivisten und Anführer der Protestbewegung, Heckenschützen streckten Demonstranten nieder. Viele verloren wie Alaa erst Freunde, dann die Hoffnung, haben sich von der Politik abgewandt, sich auf soziales Engagement verlegt. Oder versuchen einfach, sich im Privaten ein besseres Leben aufzubauen.
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