Portugal : Ehemaliger Ministerpräsident verlässt U-Haft
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Der frühere portugiesische Ministerpräsident José Sócrates (r.) durfte nach neun Monaten das Gefängnis verlassen. Bild: dpa
Wegen Korruptionsverdachts saß der frühere portugiesische Ministerpräsident José Sócrates in Untersuchungshaft. Nun darf er das Gefängnis verlassen, steht aber unter Hausarrest. Zu einem früheren Zeitpunkt hatte er das abgelehnt.
Portugals früherer Ministerpräsident José Sócrates hat nach mehr als neun Monate in Untersuchungshaft das Gefängnis verlassen dürfen. Der zuständige Richter Carlos Alexandre entschied, dass der unter Korruptionsverdacht stehende Sozialist in seiner Wohnung unter Hausarrest gestellt wird. Es bestehe keine Gefahr mehr, dass der 57 Jahre alte ehemalige Ministerpräsident auf die Ermittlungen Einfluss nehme, begründete der Richter nach Medienberichten vom Samstag seine Entscheidung.
Sócrates war Ende November 2014 als der erste ehemalige Regierungschef in der Geschichte Portugals festgenommen worden. Ihm wurden Geldwäsche, Korruption und Steuerhinterziehung zur Last gelegt. Der frühere Ministerpräsident wies die Vorwürfe stets zurück.
Er hatte bereits im Juni anstelle der Untersuchungshaft unter Hausarrest gestellt werden sollen. Sócrates lehnte dies jedoch ab, weil er eine elektronische Fußfessel hätte tragen müssen. Diese Auflage machte das Gericht nun nicht mehr. Stattdessen wachen vor der Wohnungstür Polizisten. Sein Anwalt kündigte an, er wolle die vollständige Freilassung des ehemaligen Ministerpräsidenten erreichen.
Sócrates hatte Portugal von 2005 bis 2011 regiert. Er führte die Sozialisten 2005 zur absoluten Mehrheit und zum besten Wahlergebnis der Geschichte. Nach einem knappen Wahlsieg im Jahr 2009 trat er im März 2011 vor dem Hintergrund der schlimmsten Wirtschaftskrise in der Geschichte Portugals zurück.