Mysteriöse Flugobjekte : Japan untersucht Vorfälle mit mutmaßlichen Spionageballons
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Unidentifiziertes Flugobjekt am 17. Juni 2020 über Aoba Ward in der japanischen Stadt Sendai Bild: AFP
Drei Flugobjekte, die zwischen 2020 und 2022 über Japan gesichtet wurden, ähnelten dem abgeschossenen Ballon über Amerika. Unklar ist, was Tokio gegen sie unternommen hat.
Der 17. Juni 2020 war im Nordosten Japans ein schöner Sommertag mit blauem Himmel. In Sendai, der Hauptstadt der Präfektur Miyagi, verwunderten sich schon am frühen Morgen Passanten über ein kreisrundes weißes Flugobjekt am Himmel. Das Wetteramt der Stadt hatte keine Erklärung. In den sozialen Netzwerken spekulierten Japaner aufgeregt, ob es sich um ein UFO handele.
Der damalige Verteidigungsminister Taro Kono sagte, man beobachte das Objekt rund um die Uhr. Der damalige Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte auf eine Journalistenfrage, man habe nicht bestätigt, ob ein anderes Land das Objekt mit feindlicher Absicht geschickt habe.
Drei Jahre später analysiert die Regierung den Vorfall noch einmal. Fotos des damaligen Flugobjekts zeigen eine auffällige Ähnlichkeit zu dem Ballon, den die amerikanischen Streitkräfte vor der Küste von South Carolina als mutmaßliches Spionagevehikel der Chinesen abgeschossen haben. Auch unter dem weißen Ballon über Sendai hing ein kreuzförmiges Gerüst, an dem vielleicht Überwachungsgeräte befestigt waren.
An allen drei Orten Militäreinrichtungen
Der Ballon über Sendai ist nicht der einzige Vorfall dieser Art, an den die Japaner sich jetzt erinnern und auf den die Regierung in Kontakt mit den Amerikanern abermals blickt. 2021 über der nördlichen Präfektur Aomori und 2022 über den Gewässern vor der Präfektur Kagoshima im Südwesten des Landes waren ähnliche Objekte gesichtet worden. In allen drei bekannten Fällen gibt es in den jeweiligen Präfekturen Stützpunkte und Flughäfen der Selbstverteidigungskräfte.
Die Regierung erklärte am Donnerstag, dass der Ballon im Südwesten während regulärer Kontrollaktivitäten der Selbstverteidigungskräfte entdeckt worden sei. Auch in Japan liegt der Verdacht nahe, dass es sich um chinesische Aufklärungsballons gehandelt hat. Das chinesische Außenministerium mahnte Japan schon „zu einer objektiven und fairen Haltung, anstatt den Amerikanern in der Sensationalisierung zu folgen“.
Es ist unklar und die Regierung in Tokio schweigt sich darüber aus, was die Selbstverteidigungskräfte damals gegen die merkwürdigen Flugobjekte unternommen haben. Mit markigen Worten erklärte Verteidigungsminister Yasukazu Hamada jetzt zwar, dass man zum Schutz der Bevölkerung Ballons abschießen könne, falls diese ohne Erlaubnis in den japanischen Luftraum eindrängen. Mit Blick auf die Sichtungen im Jahr 2020 und 2021 aber sei nicht bestätigt und verkündet worden, dass Ballons in den Luftraum eingedrungen seien.
Rechtlich ist die Lage unklar. Gegen Verletzungen des Luftraums darf die Regierung Militärflugzeuge aufsteigen lassen und eingedrungene Flugzeuge zur Landung zwingen. Auch dürfen Raketen oder andere Objekte, die auf die Erde herabfallen und die Bevölkerung bedrohen, abgeschossen werden. Ob damit auch Ballons rechtlich erfasst sind, ist einstweilen nicht geklärt.