Isis-Vormarsch im Irak : Taktieren in Bagdad
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Regierung ratlos: Am Montag besuchte der amerikanische Außenminister John Kerry (Mitte) den irakischen Präsidenten Nuri al Maliki (rechts), um über die Lage im Land zu beraten. Bild: AP
Ein Stück weit wird Nuri al Maliki den Amerikanern diesmal entgegenkommen müssen. Doch der schlaue Taktierer in Bagdad weiß, dass auch die Amerikaner in der Klemme stecken.
Der Versuch des amerikanischen Außenministers Kerry, den irakischen Ministerpräsidenten Nuri al Maliki – eigentlich ist er ein autoritärer Machthaber – zu überreden, „inklusiver“ zu regieren, also Sunniten und Kurden einzubeziehen, könnte dieses Mal mehr Erfolg haben als die ungezählten Mahnungen Washingtons zuvor. Denn den schiitischen Machthabern in Bagdad steht wegen des Vormarschs der Isis-Terroristen das Wasser bis zum Hals. Möglich also, dass Maliki Zugeständnisse macht.
Aber allzu weit wird er damit nicht gehen, weil das nicht im Sinne seiner Schutzmacht Iran wäre. Der schlaue Taktierer in Bagdad weiß außerdem, dass auch die Amerikaner in der Klemme stecken, weil es auch in deren eigenem Interesse ist, die Etablierung eines länderübergreifenden sunnitischen Terror-Kalifats im Nahen Osten zu verhindern – und dafür ist die Widerstandskraft der irakischen Schiiten nötig. Im Zweistromland zeigt sich in aller Klarheit, wie naive Vorstellungen von Demokratie-Export zerschellen, solange elementare Grundlagen, kulturelle wie rechtsstaatliche, nicht gelegt sind.