8000 Meilen bis nach Teheran
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Demonstration in Los Angeles am 22. November Bild: Sofia Dreisbach
Los Angeles ist das Zentrum der iranischen Diaspora. Hier gibt es persische Pizza, Safranreis – und seit zwei Monaten nur noch ein Thema: die Proteste in der Heimat.
Shadi träumt nachts von Iran. Aber nicht von den Fahrten aus Teheran ans Kaspische Meer, mit lauter Musik und ihren besten Freunden. Shadi träumt von den Videos, die sie auf Instagram sieht. Von den Verprügelten, Gefolterten, den Verschwundenen und Getöteten. Seit neun Jahren lebt die junge Frau in Kalifornien. Aber sie weiß, was es heißt, Angst zu haben, wenn man auf die Straße geht. Es ist gerade eineinhalb Monate her, da stand sie selbst in Teheran, ihre beste Freundin an der Hand, die Haare offen. Es war ihr dreißigster Geburtstag, nachts um elf. Sie war auf Heimatbesuch. Um sie herum hupten die Menschen und riefen: „Frauen, Leben, Freiheit“. Es sei der beste Geburtstag ihres Lebens gewesen, sagt Shadi heute. Obwohl sie Angst hatte, dass die Polizei sie erschießt.
Ihre Familie und ihre Freunde in Iran erklärten Shadi schon für verrückt, dass sie überhaupt kommen wollte. Doch der Flug aus Los Angeles nach Teheran war seit Monaten gebucht, und ihr ging es so schlecht damit, den Protesten nur aus der Ferne zuzusehen. Sie blieb zehn statt dreißig Tage. Das Staunen ist ihr immer noch anzuhören, wenn sie erzählt, wie ihre beste Freundin sie damals vom Flughafen abgeholt hat, die Haare unbedeckt, genauso wie die meisten Frauen auf der Straße. Bis dahin hatte sie das alles nur auf Instagram gesehen.
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