Wankt die islamische Republik? Eine Frau im traditionellen Tschador vor einem Wandbild in Teheran Bild: Reuters
Die Ankündigung, die Sittenpolizei aufzulösen, ist wirkungslos verpufft. Es mehren sich die Zeichen, dass die Proteste einen Keil zwischen Mullahs und Revolutionswächter treiben könnten.
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Das Kalkül war nicht aufgegangen, also folgte die Kehrtwende. „Ich habe nicht gesagt, dass wir keine Sittenpolizei mehr haben. Ich sagte, dass sie nicht mehr unter dem bisherigen Namen existiert“, teilte die Frauenbeauftragte der Regierung, Ensiyeh Khazali, den Studenten der Teheraner Scharif-Universität mit: Die neue Einheit heiße „Polizei für moralische Sicherheit“. Erst am Sonntag, dem Vorabend der jüngsten Streikwelle, hatte die iranische Führung verkünden lassen, dass die Sittenpolizei aufgelöst werde. Offenbar stand der Versuch dahinter, den Protesten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch die Ankündigung verpuffte.
Seit Wochen trägt in den Großstädten eine schnell steigende Zahl von Frauen kein Kopftuch mehr. Um die drohende Niederlage im Kulturkampf um den Schleier doch noch abzuwenden, warnte nun der Kleriker Hossein Dschalali, Mitglied im Kulturausschuss des iranischen Parlaments, dass das Kopftuch „in zwei Wochen auf die Haare der Frauen zurückkehren“ werde. Zunächst solle eine Frau, die dagegen verstoße, mit einer Kurznachricht verwarnt werden. Bei einer Wiederholung stehe die Sperrung ihrer Bankkarte an. Iranischen Medien zufolge nehmen Polizisten wieder vermehrt Frauen fest, die gegen den unverändert bestehenden Kopftuchzwang verstoßen.
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