Iran bereitet sich auf den Ernstfall vor
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Nichts geht mehr: Ein Iraner am Montag vor einer Wechselstube in Teheran Bild: Getty
Donald Trump könnte das Atomabkommen bald aufkündigen. Wirtschaftlich geht es Teheran schon jetzt schlecht. Kaum jemand rechnet noch mit einer Lösung.
Es ist kein gewöhnliches Selfie. Der ältere Herr mit schütterem Haar und vollem Schnauzbart bringt sich vor der blinkenden Währungstafel einer Wechselstube in Position. Kazem, so heißt der Unternehmer, tauscht in dieser Wechselstube an anderen Tagen iranische Rial in Fremdwährungen. Damit bezahlt er seine ausländischen Lieferanten. Heute ist die Wechselstube aber geschlossen, und die Tafel mit den wichtigsten Währungen der Welt zeigt keinen einzigen Wechselkurs an. Alle Preise sind auf null gestellt, für den Verkauf wie für den Ankauf von Devisen. Dabei müsste der 50 Jahre alte Kazem heute umgerechnet 10.000 Euro an seinen Lieferanten in China überweisen. Ratlos steht er vor der Wechselstube, denn er kommt in Zahlungsverzug. Also macht er das Selfie und sendet es nach China. Vielleicht hilft es.

Redakteur in der Politik.
Die Firdousi-Straße ist der Finanzplatz des Teheraner Basars. Beginnend mit der Zentralbank, die die Kronjuwelen des letzten Schahs beherbergt, reiht sich eine Wechselstube an die nächste. Auf dem engen Gehweg bieten auch freie Geldhändler ihre Dienste an. In der Regel ist hier kaum ein Durchkommen. Seit dem vergangenen Sonntag bleiben aber Wechselstuben leer, nicht eine einzige Geldzählmaschine rattert mehr. Die Beschäftigten stehen ratlos hinter dem Tresen, jeder telefoniert. Denn die Kunden wollen wissen, wann dieser Ausnahmezustand beendet ist und sie wieder Devisen kaufen können. Niemand hat eine Antwort, keiner will reden. „Sonst kommen sie und schließen das Geschäft“, sagt einer genervt und klebt zwei Papiere an die Tür. Auf dem einen steht: „Bitte keine Fragen“, auf dem anderen: „Es gibt keine Fremdwährungen.“
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