Iran : Ausgangssperre für ausländische Journalisten
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Ajatollah Ali Chamenei Bild: dpa
Ausländische Medien dürfen in Iran seit Dienstag nicht mehr von der Straße über die massiven Proteste berichten, Fernsehbilder dürfen nur noch vom staatlichen Rundfunk bezogen werden. Die Hoffnung, dass der Wächterrat das Wahlergebnis nach seiner Überprüfung annullieren wird, ist gering.
In Iran ändern sich die Stimmungen rasch. Am Samstag und Sonntag hatten noch die schwersten Unruhen seit der Gründung der Islamischen Republik die Hauptstadt Teheran erschüttert. Am Montag versammelten sich dann aber mehrere Hunderttausend Menschen zu einem acht Kilometer langen Schweigemarsch, der zur größten Kundgebung seit der Revolution von 1979 anwuchs. Sie war nicht, wie die meisten Kundgebungen in Teheran, staatlich organisiert, und sie blieb bis zum Abend friedlich. Dann wurden bei Zusammenstößen in Teheran, Täbriz und Isfahan sieben Menschen getötet.
Die wenigsten bekamen das mit. Denn die staatlich kontrollierten Medien verbreiteten die Nachrichten über die Toten erst am Dienstagmorgen, ohne Angabe von Einzelheiten. In den nächsten Tagen wird es für die Iraner und die Weltöffentlichkeit noch schwerer, sich in Bild von den Ereignissen in dem Land zu machen. Ausländische Medien dürfen in Iran seit Dienstag nicht mehr von der Straße über die massiven Proteste berichten. Auf Anordnung der Behörden sind nur noch Berichte aus den Büros erlaubt. Interviews dürfen nur noch per Telefon geführt werden.
Zur Einschränkung der Berichterstattung ausländischer Medien aus Iran gehört auch, dass diese für Informationsmaterial nur noch auf die amtlichen Quellen wie etwa das staatliche Fernsehen zurückgreifen sollen. Ferner erklärten die iranischen Behörden, sie würden die Visa der ausländischen Journalisten nicht verlängern, die zur Berichterstattung über die Präsidentenwahl vom vergangenen Freitag ins Land gekommen waren.
Als die Kunde von den Todesfällen sich bei der Großdemonstration verbreitete, hatten jene, die mit einem Sternmarsch auf den großen Azadi-Platz ihren stillen Protest gegen die Auszählung der Stimmen der Präsidentenwahl ausgedrückt hatten, längst den Heimweg angetreten. Hupende Autokorsos, wie sie auch Teheran nur nach wichtigen Siegen im Fußball kennt, blockierten über viele Kilometer große Straßen. Zumindest einen Abend schlug die Frustration der letzten Tage in Freude um. Sie hielten Bilder des um den Sieg betrogenen Kandidaten Mir Hussein Mussawi in die Höhe, skandierten Sprechchöre und machten einander Hoffnung.
Einschüchterung durch Festnahmen
Wer es bei der Menschenmenge rechtzeitig geschafft hatte, hörte auf dem Azadi-Platz Mussawi bei dessen ersten öffentlichen Auftritt seit Freitag zu. Mussawi forderte seine Anhänger dazu auf, weiter zu demonstrieren, aber friedlich zu bleiben. Es gelte, gegen den Betrug aufzustehen und die Rechte zurückzugewinnen, die mit Füßen getrampelt worden seien. Die Regierung forderte er dazu auf, die Wahl zu wiederholen. An einer Stelle war er Realist genug und gestand ein, er habe nur geringe Hoffnung, dass der Wächterrat das gefälschte Wahlergebnis annullieren werde.