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Umkämpfter Norden : Irakische Streitkräfte rüsten sich offenbar für Militäreinsatz gegen Kurden

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Irakische Panzer Anfang Oktober nahe Hawija, knapp 60 Kilometer südwestlich der Stadt Kirkuk Bild: Reuters

Die Kurden im Norden des Iraks rüsten sich gegen die Truppen der Zentralregierung. Bagdad hat in der Provinz Kirkuk offenbar ebenfalls Einheiten zusammengezogen. Droht dem Irak ein Bürgerkrieg?

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          In der umstrittenen irakischen Provinz Kirkuk haben am Freitag offenbar umfangreiche Truppenverlegungen stattgefunden. Die Nachrichtenagentur AFP hatte zunächst unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten irakischen General gemeldet, die Streitkräfte des Landes hätten einen Militäreinsatz zur Rückeroberung der Provinz Kirkuk von den Kurden gestartet. Ziel der Streitkräfte sei es, Militärstellungen zurückzuerobern, die sie vor drei Jahren an die kurdischen Peschmerga-Steitkräfte verloren hätten. Eine Bestätigung gab es dafür zunächst nicht. Ein Reporter der „Washington Post“ schrieb auf Twitter, das „Joint Operations Command“ der irakischen Streitkräfte bestreite jegliche militärischen Operationen.

          Zuvor hatte die Kurdenregierung in Erbil der Zentralregierung in Bagdad vorgeworfen, Truppen an der Grenze zusammenzuziehen und einen Angriff vorzubereiten. Sie versetzte die kurdischen Peschmerga-Kämpfer in der Region Kirkuk in Gefechtsbereitschaft. Tausende schwer bewaffnete Kämpfer seien „zur Verteidigung um jeden Preis“ bereit, erklärte ein Berater von Kurdenpräsident Massud Barsani.

          Der Sicherheitsrat der Kurdenregion stützte seine Einschätzung zu einem möglichen Angriff durch paramilitärische Milizen und die irakische Armee zunächst auf geheimdienstliche Erkenntnisse. Iraks Zentralregierung plane die Besetzung grenznaher Ölfelder, eines Flughafens und eines Militärstützpunkts, erklärte der kurdische Sicherheitsrat.

          Dafür habe sie Panzer und schwere Artillerie an der Grenze nahe Kirkuk mobilisiert. Die Kurden riefen Bagdad dazu auf, „die Aggression zu stoppen“.

          Schon am Vortag hatten kurdische Sicherheitskräfte in Erwartung einer bevorstehenden Offensive der irakischen Armee und ihrer Milizen stundenlang eine wichtige Überlandstraße blockiert. Iraks Ministerpräsident Haider al Abadi hatte da noch jegliche Interventionsabsicht dementiert: „Wir werden unsere Armee nicht für einen Krieg gegen unsere kurdischen Mitbürger einsetzen“, hatte er am Donnerstag gesagt.

          Die irakischen Kurden hatten sich in der Volksabstimmung vom 25. September mit fast 93 Prozent für die Loslösung ihrer Region vom Irak ausgesprochen. International wird das Votum nicht anerkannt, die Zentralregierung in Bagdad wertete das Votum als Provokation.

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