Irak : Kampf um Mossul
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Die irakische Armee rückt auf Mossul vor. Bild: AFP
Die Rückeroberung von Mossul könnte zur entscheidenden Schlacht gegen den IS im Irak werden. Eine Lektion haben die Machthaber in Bagdad hoffentlich gelernt.
Als die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) im Sommer 2014 Mossul eroberte, leistete die irakische Armee faktisch keinen Widerstand. Das war ein Fiasko sondergleichen, auch weil der IS so einen kaum zu überschätzenden Triumph erzielte, den es für seine Propaganda und zur Rekrutierung neuer Anhänger einsetzen konnte. In der zweitgrößten irakischen Stadt, von großer strategischer Bedeutung, rief er sein „Kalifat“ aus. Von Mossul aus startete er seinen Eroberungszug im Irak – jetzt, nach großen Gebietsverlusten, hat der Kampf um die Rückeroberung begonnen.
Aus diesem Kampf, der zur entscheidenden Schlacht gegen die Dschihadisten im Irak und damit zu einem „Wendepunkt“ werden könnte, kann, darf und wird der IS nicht siegreich hervorgehen, selbst wenn es länger als „nur“ ein paar Wochen dauern sollte, bis über Mossul nicht mehr die schwarze Fahne der Terroristen wehen wird. Die irakische Armee ist heute allem Anschein nach in einer anderen Verfassung als vor zwei Jahren; die an der Rückeroberung beteiligten kurdischen Peschmerga, sind kampferprobt. Flugzeuge der internationalen Anti-IS-Koalition gewähren Luftunterstützung.
Problematisch ist zweifellos die Rolle schiitischer Milizen, die bei früheren Befreiungsoperationen Verbrechen gegen die sunnitische Bevölkerung begangen haben (sollen). Damit ist auch schon angedeutet, wie komplex und heikel die Rückeroberung militärisch und politisch ist. Die Akteure, die daran beteiligt sind – irakische und nicht irakische – verfolgen jeweils ihre eigenen Interessen. Die beeinflussen Strategie und Taktik, vor allem nach der Vertreibung der letzten IS-Dschihadisten werden sie offen zutage treten.
Eine Lektion haben die Machthaber in Bagdad hoffentlich gelernt. Sie sollten die mehrheitlich sunnitische Bevölkerung von Mossul nicht wie andernorts beiseitedrängen und von der Teilhabe am politischen Geschehen nicht mehr ausschließen. Dieser Ausschluss hatte schon früher fatale Konsequenzen, weil er IS-Milizen in den Augen vieler Sunniten als „Befreier“ erscheinen ließ – was sie nicht waren: Sie traten auf als Vollstrecker einer Ideologie des Todes. Nicht noch einmal darf man die Sunniten aufs Gleis des Extremismus schieben. Vorbereitet muss man allerdings noch auf etwas anderes sein: Wenn den Dschihadisten militärisch das Wasser bis zum Hals steht, werden sie wieder zum Terrorismus zurückkehren.