https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/irak-gewinnt-golf-pokal-nach-toedlichem-massengedraenge-18613695.html

Fußballturnier : Irak gewinnt Golf-Pokal nach tödlichem Massengedränge

Irakische Fußball-Fans feiern den Sieg im Finale des Golf-Pokals am Donnerstagabend in Basra Bild: AP

Der Irak hat den Golf-Pokal gewonnen. Damit kann das Land nach der Tragödie von Basra trotzdem feiern. Andere arabische Staaten gratulieren. Unmut über das Turnier kam aus Iran.

          2 Min.

          Am Ende konnten die Iraker feiern. Sie strömten am Freitagabend auf die Straßen und priesen die „Löwen von Mesopotamien“ – ihre Fußball Nationalmannschaft, die in der Nachspielzeit das Finale des Golf-Pokals gegen Oman für sich entschieden hatte. „Der Pokal ist irakisch, unsere Löwen sind unser Stolz“, schrieb der irakische Ministerpräsident Muhammad Schia al-Sudani auf Twitter. Dort gratulierte auch der Herrscher von Dubai, Muhammad bin Raschid Al Maktoum: „Wir sind alle Iraker im Glück, wir sind alle Iraker im Sieg.“

          Christoph Ehrhardt
          Korrespondent für die arabischen Länder mit Sitz in Beirut.

          Eine Willensleistung, die am Ende zum Sieg führt, wäre das perfekte Ende das Fußballturnier in der südirakischen Stadt Basra gewesen, das mit seinem Beginn als historisch und als Startschuss für den Aufbruch in eine bessere Zukunft gefeiert worden war. Donnerstagmorgen, dem Morgen des Finales, kam es allerdings zu einer tödlichen Tragödie, die einen Schatten auf das Turnier wirft. Vor dem Stadion war bei einem Massengedränge ein Fan getötet worden. Ein Mittzwanziger aus Bagdad, wie dessen Bruder in der arabischen Presse bestätigte.

          Tausende hatten sich zu früher Stunde auf dem Weg zum Stadion gemacht. Im Internet verbreitete Videos zeigten Menschen, die um Hilfe schrien, während sie hilflos von der Menschenmenge weitergeschoben wurden. Als die Stadiontore für Ticketbesitzer geöffnet wurden, um den Druck zu mindern, war es schon zu spät.

          Der Gouverneur von Basra, Asaad al-Eidani, hatte kurz zuvor vor genau so einem Zwischenfall gewarnt. Er hatte den Fans, vor allem denen ohne Ticket, dringend davon abgeraten, sich vor dem Stadion zu versammeln. „Das könnte zu einer Massenpanik führen, und das perfekte Bild, das unser Land als Ausrichter abgegeben hat, könnte beschädigt werden“, sagte er. Das Innenministerium hatte die fußballbegeisterte Bevölkerung außerdem aufgefordert, auf eine „zivilisierte“ Weise zu feiern, und auf Freudenschüsse in die Luft, zu verzichten.

          Für den Irak war die Ausrichtung des Turniers eine große Sache, kurz nach der ersten Weltmeisterschaft in einem arabischen Land, die den qatarischen Gastgebern in der Region einen Ansehensgewinn beschert und einen neuen Fußball-Panarabismus geweckt hatte. Der Irak war lange als Austragungsort gemieden worden – weil das Land vom Tyrannen Saddam Hussein beherrscht wurde und weil es nach dessen Sturz im Zuge der amerikanischen Invasion von 2003 ins Chaos abglitt. Das letzte Mal hatte der Golf-Pokal 1979 im Irak stattgefunden. Sudani hatte gesagt, das Turnier zeige die „Brüderlichkeit“ unter den arabischen Golfanrainern.

          Dass solche Töne beim übergriffigen Nachbarn Iran Unmut hervorriefen, zeigt schon, dass der Golf-Pokal über den Fußball hinaus Symbolkraft entfaltet hat. Sudani hatte den offiziellen Turnier-Titel „Arabischer Golf Pokal“ verwendet, was sogar dazu führte, dass der irakische Botschafter in Teheran einbestellt wurde. Das iranische Regime reagiert allergisch auf die Vokabel „Arabischer Golf“, die gerne von seinen arabischen regionalen Widersachern verwendet wird. Iran, das über ein Netz einflussreicher Politiker und schwerbewaffneter Stellvertreter im Irak gebietet, legt Wert auf die Bezeichnung Persischer Golf.

          Weitere Themen

          Protest der roten Barette

          FAZ Plus Artikel: Südafrika : Protest der roten Barette

          In Südafrika hat die Oppositionspartei Economic Freedom Fighters des radikalen Politikers Julius Malema zu einem „Shutdown“ aufgerufen. Die Proteste sind Vorboten eines turbulenten Wahlkampfs.

          Topmeldungen

          Gespräch an einem kleinen Tisch: Xi und Putin am Montag im Kreml

          Xi bei Putin : Ein Tête-à-Tête ungleicher Partner

          Der chinesische Staatschef Xi Jinping ist bei Wladimir Putin in Moskau eingetroffen. Gegenüber dem Gast aus Peking tritt Russlands Präsident ungewohnt devot auf.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.