Irak : Amerikanische Vergeltungsangriffe gegen Schiitenmiliz
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Mohammed Mohieh, Sprecher der vom Iran unterstützen Miliz Kataib Hisbollah, spricht im Dezember 2019 mit Journalisten in seinem Büro. Bild: dpa
Bei einem Raketenangriff im Irak sterben amerikanische und britische Soldaten. Die Vereinigten Staaten machen eine proiranische Miliz verantwortlich – und schlagen nun zurück.
Nach dem tödlichen Raketenangriff auf Truppen der amerikanisch geführten Anti-IS-Koalition im Irak haben die Vereinigten Staaten Luftangriffe gegen eine Iran-treue Schiitenmiliz geflogen. Das Pentagon teilte mit, Ziel des „defensiven Präzisionsschlags“ seien fünf Waffenlager der proiranischen Miliz Kataib Hizbullah gewesen. Die Miliz wird für den Raketenangriff auf den Stützpunkt Taji nördlich der irakischen Hauptstadt Bagdad verantwortlich gemacht.
Bei dem Angriff auf die Basis Taji waren am Mittwoch zwei amerikanische Soldaten und eine britische Soldatin getötet worden. Zwölf Soldaten wurden verletzt, wie das von Amerika angeführte Bündnis gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) mitteilte.
Forderung nach Abzug der Amerikaner
Kataib Hizbullah hatte den Angriff auf Taji gelobt. Die Zeit für die Wiederaufnahme von Dschihad-Operationen sei passend, um die „Schurken und Aggressoren“ aus dem Land zu jagen, hieß es in einer Erklärung. Die schiitische Miliz zählt zu den stärksten im Irak und fordert den Abzug der amerikanischen Truppen aus dem Land.
Die irakischen Sicherheitskräfte erklärten, es habe Luftangriffe auf Ziele in den Provinzen Babil und Nadschaf gegeben. Dabei seien schiitische Milizen bombardiert worden. Augenzeugen berichteten von heftigen Explosionen in dem Ort Dscharf al Sukhr in Babil. Amerikas Verteidigungsminister Mark Esper teilte auf Twitter mit, die Vereinigten Staaten würden von Iran unterstützte Angriffe gegen Amerikaner und ihre Alliierten nicht tolerieren.
In Taji sind aktuell auch etwa 50 deutsche Soldaten stationiert. Es habe unter ihnen keine Verletzten gegeben, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos. Die Ausbildung ruht bereits seit einigen Tagen, weil sich auch im Irak das Coronavirus ausbreitet.
Milizen mit Iran verbunden
Die Schiitenmilizen besitzen im Irak großen Einfluss. Sie stehen zwar offiziell unter dem Kommando des amtierenden Regierungschefs und Oberbefehlshabers Adel Abdel Mahdi, agieren aber weitgehend unabhängig.
Die eng mit Iran verbundenen Gruppen hatten den Vereinigten Staaten nach der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani bei einem Angriff im Januar mit Vergeltung gedroht. Sie waren schon früher für Angriffe auf Koalitionstruppen verantwortlich gemacht worden. Bei dem Angriff auf Soleimani war auch der Chef von Kataib Hizbullah, Abu Mahdi al Muhandis, getötet worden.