Erderwärmung : Das steht im neuen Bericht des Weltklimarates
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Winterdürren wie hier am Baells-Reservoir Mitte März in der spanischen Region Bergueda könnten häufiger werden. Bild: Reuters
Der Weltklimarat legt einen Synthesebericht seiner bisherigen Erkenntnisse vor. Die Botschaft ist klar: Die Erderwärmung kann noch begrenzt werden – wenn umgehend gehandelt wird.
Eine Woche lang haben in Interlaken in der Schweiz mehr als 600 Wissenschaftler und Politiker über den Synthesebericht des Weltklimarates (IPCC) beraten. Dieser Bericht fasst die Ergebnisse der Forschung zum Klimawandel aus den vergangenen Jahren zusammen. Ein neuer Bericht des Weltklimarates ist erst in fünf bis sieben Jahren wieder zu erwarten.
Wie weit ist der Klimawandel laut Bericht fortgeschritten?
Die Erde ist wärmer geworden, daran besteht kein Zweifel. Im Vergleich zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die Oberflächentemperatur zwischen 2011 und 2020 gut ein Grad höher gewesen. Dabei fiel der Temperaturanstieg über dem Meer geringer aus als über Land, wo es im Schnitt mittlerweile bereits 1,6 Grad wärmer ist. Der aktuelle Anstieg ist nach aktuellem Wissensstand der stärkste in den vergangenen 2000 Jahren. An der Ursache gibt es keinen haltbaren Zweifel: Maßgeblich verantwortlich ist der Ausstoß von Treibhausgasen. Auch die Folgen sind wissenschaftlich belegt. Dazu zählt, dass in allen Regionen der Welt extreme Hitzephasen zugenommen haben. Auch andere Extremwetterereignisse sind durch den Klimawandel entstanden oder kommen zumindest häufiger vor. Schäden und Verluste von Ökosystemen und Lebensräumen sind bereits eingetreten.
Wie geht es weiter?
Wer 2020 geboren ist, könnte im Alter in einer durchschnittlich vier Grad wärmeren Welt leben. Das ist das Ergebnis eines Szenarios, das der Weltklimarat durchgerechnet hat. Der heißeste Tag des Jahres wäre demnach in Mitteleuropa dann wohl sogar sieben Grad wärmer und läge deutlich über 40 Grad. Es gibt auch Szenarien, die optimistischer sind – aber dass die Erderwärmung weiter voranschreitet, daran gibt es zumindest für den Zeitraum bis 2040 dem Bericht zufolge keine ernsthaften Zweifel. Im Grundsatz gilt: Je wärmer die Erde wird, desto gravierender ändert sich das Lebensumfeld der Menschen. Hitzewellen, Starkregen und Dürren, ein steigender Meeresspiegel, Artensterben und weitaus mehr Menschen, die ihre Heimat verlassen, weil dort ein Leben kaum mehr möglich ist, sind zu erwarten.
Ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad noch möglich?
Grundsätzlich hält der IPCC das Ziel, die globale Durchschnittstemperatur auf lange Sicht auf 1,5 Grad zu begrenzen, für machbar. Mit den nationalen Klimazielen, die die Paris-Vertragsstaaten vor dem Klimagipfel von Glasgow vor zwei Jahren zugesagt haben, ist eine zumindest vorübergehende Überschreitung des 1,5-Grad-Zieles allerdings „wahrscheinlich“ – es werde damit auch „schwer“, eine 2-Grad-Erwärmung zu verhindern. Es gebe eine „substantielle Emissionslücke“ zwischen Zusagen und Erfordernissen aus dem Paris-Vertrag sowie eine „Umsetzungslücke“. Werden die nationalen Klimaziele für dieses Jahrzehnt und die eingeleiteten Maßnahmen nicht verschärft, steuert die Welt auf eine globale Erwärmung von 2,1 bis 3,4 Grad zu. Rückkoppelungsmechanismen im Klimasystem können diese Werte allerdings noch beeinflussen.
Je nachdem, wie stark die Emissionen zunehmen und andere Faktoren wie die Kohlenstoffspeicher ins Spiel kommen, rechnet der IPCC in seinen Modellszenarien mit einer globalen Erwärmung von 1,4 bis 4,4 Grad bis Ende des Jahrhunderts. Ein vorübergehendes Überschreiten der 1,5 Grad in den nächsten beiden Jahrzehnten, was schon zu Beginn des nächsten Jahrzehnts für wahrscheinlich gehalten wird, könne langfristig durch Maßnahmen zur Kohlendioxidentnahme ausgeglichen werden. Allerdings wird die Entnahme mit jedem Zehntelgrad Erwärmung schwieriger und die natürlichen Bedingungen für solche Maßnahmen etwa durch zunehmende Waldbrände, Dürren oder Permafrost-Schmelzen immer schwieriger.