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Bericht der IAEA : Nordkorea nimmt umstrittenen Atomreaktor wieder in Betrieb

Bei dem Treffen zwischen dem damaligen amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un in Hanoi stand der Reaktor bereits auf der Agenda. Bild: AP

Laut der Internationalen Atomenergieorganisation hat Nordkorea seinen Reaktor im Nuklearkomplex Yongbyon wieder hochgefahren. Dabei hatten Trump und Kim schon über dessen Abriss verhandelt.

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          Nordkorea hat seinen Atomreaktor in der umstrittenen kerntechnischen Anlage Yongbyon wieder in Betrieb genommen. Das geht aus einem Bericht der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) hervor. „Seit Anfang Juli 2021 hat es Anzeichen gegeben, einschließlich des Ablaufs von Kühlwasser, die mit dem Betrieb des Reaktors übereinstimmen“, heißt es in dem Bericht. Auch das radiochemische Labor soll von Mitte Februar bis Anfang Juli für fünf Monate genutzt worden sein. Dies entspräche der Zeitspanne, die die nordkoreanische Anlage benötige, um Kernbrennstoffe wiederaufzubereiten, sagt die IAEA in ihrem Bericht. In diesem Prozess wird Plutonium gewonnen, mit dem Kernwaffen bestückt werden können. „Die Nuklearaktivitäten Nordkoreas geben weiterhin Anlass zu ernster Sorge“, resümiert die IAEA.

          Anna Schiller
          Redakteurin in der Politik.

          Nordkorea verweigert der IAEA bereits seit mehreren Jahren Zugang zu seinem Nuklearkomplex. Die Anlage konnten Vertreter der IAEA das letzte Mal 2009 betreten. Zur Überwachung der nordkoreanischen Aktivitäten verwendet die Organisation hauptsächlich Satellitenaufnahmen und andere öffentlich zugängliche Daten. Bereits seit Anfang des Jahres hatten amerikanische Forschungsinstitute auf Aktivitäten in dem Nuklearkomplex hingewiesen.

          „Neue Wiederaufbereitungskampagne“

          Das Center for Strategic and International Studies mit Sitz in Washington hatte auf seinem Blog „Beyond Parallel“ im Mai mitgeteilt, dass Infrarotaufnahmen der Anlage darauf hindeuteten, dass das radiochemische Labor und die Zentrifuge wieder in Betrieb genommen worden seien. Die Denkfabrik kam zu dem Schluss, dass die Aktivitäten ein Indikator „für eine neue Wiederaufbereitungskampagne, die darauf abzielt, Nordkoreas Bestand an spaltbarem Material für Atomwaffen zu erweitern“ sei. Damit wolle das Regime Druck auf die amerikanische Regierung ausüben.

          Unter Präsident Joe Biden verfolgt die amerikanische Regierung mit Blick auf die Denuklearisierung Nordkoreas bislang einen Mittelweg zwischen den Ansätzen Donald Trumps und Barack Obamas. Unter Letzterem hatten die Vereinigten Staaten Nordkoreas Atomprogramm vorwiegend mit Sanktionen stoppen wollen. Trump hingegen hatte direkt mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un verhandelt. In den Gesprächen soll Kim Trump angeboten haben, den nun wieder in Betrieb genommenen Reaktor abzureißen. Nachdem Trump und Kim bei einem Gipfeltreffen in Hanoi im Februar 2019 keine Vereinbarung erzielten, liegen die Gespräche über eine mögliche Abrüstung jedoch auf Eis.

          Doch keine Tauwetterphase?

          In der vergangenen Woche war der amerikanische Sondergesandte für Nordkorea, Sung Kim, zu Gesprächen nach Seoul gereist. In einem Interview mit dem koreanischen Fernsehsender KBS sagte er, dass er „jederzeit und an jedem Ort“ für ein Gespräch mit der nordkoreanischen Seite zur Verfügung stehe. Auf die nun offiziell vorliegenden Erkenntnisse hat die amerikanische Regierung bislang nicht reagiert.

          Ende Juli hatte Nordkorea nach rund einjähriger Gesprächspause wieder begonnen, auf Anrufe über innerkoreanische Kommunikationsleitungen zu reagieren. Der Schritt hatte auf südkoreanischer Seite Hoffnungen auf eine abermalige Tauwetterphase zwischen den beiden koreanischen Staaten geweckt. Infolge der alljährlichen Übungen der amerikanischen und südkoreanischen Armeen hatte die nordkoreanische Seite jedoch nicht mehr auf Kontaktaufnahmen aus dem Süden reagiert.

          Eine Sprecherin des südkoreanischen Wiedervereinigungsministeriums teilte der Tageszeitung Donga Ilbo zufolge mit, dass man die Aktivitäten Nordkoreas an der kerntechnischen Anlage Yongbyon gemeinsam mit den Vereinigten Staaten genau beobachte. Man strebe weiterhin die vollständige Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel, die Herstellung von Frieden und den Ausbau der innerkoreanischen Beziehungen an. Auch am heutigen Montagmorgen habe die nordkoreanische Seite Anrufe unbeantwortet gelassen, sagte die Sprecherin.

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