
Polizeistaat Hongkong
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Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping am 30. Juni in Hongkong Bild: EPA
China kann die einst liberale Stadt Hongkong nur mit Zwang integrieren. Das sagt etwas über die Strahlkraft des chinesischen Entwicklungsmodells.
Vor fünf Jahren, als Xi Jinping erstmals als Staats- und Parteichef nach Hongkong reiste, wurde sein Besuch noch von lauten Protesten und Forderungen nach mehr Demokratie begleitet. Als er am Donnerstag zu seinem zweiten Besuch eintraf, gab es in der ganzen Stadt nur Jubelbilder. Die Protestführer von damals sind im Gefängnis und im Exil. Die wenigen verbliebenen Kritiker wurden vorab von der Polizei eingeschüchtert. Die Geschwindigkeit, mit der China das einst autonome Hongkong in nur zwei Jahren von einer liberalen Gesellschaft in einen Polizeistaat verwandelt hat, sagt einiges darüber aus, welcher Geist in Peking heute herrscht.
Vor 25 Jahren war das ganz anders. Als die Briten ihre damalige Kronkolonie an Peking übergaben, versprach Deng Xiaoping den Hongkongern, dass sie Teil von China sein könnten, ohne sich gleich der Kommunistischen Partei zu unterwerfen. Sein Versprechen hatte einen Namen: ein Land, zwei Systeme. Es war ein bemerkenswertes Konzept, mit dem die kommunistische Führung den Hongkongern nach 156 Jahren britischer Herrschaft die Angst vor der Rückkehr unter das Dach Chinas nehmen wollte. Schließlich waren die meisten Hongkonger oder ihre Eltern einst vor den Exzessen der Kommunistischen Partei in die Kolonie geflohen. „Wir verlangen nicht, dass sie Chinas sozialistisches System gutheißen. Wir erwarten von ihnen nur, dass sie das Vaterland und Hongkong lieben“, lautete Dengs Losung.
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