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Serien aus Südkorea geschaut : Nordkorea soll Jugendliche hingerichtet haben

Nordkoreanische Flüchtlinge beten im Januar auf der südkoreanischen Seite der Grenze für ihre Angehörigen im Norden. Bild: AP

Das Regime von Diktator Kim Jong-un soll sechs Jugendliche erschossen haben, weil sie Vi­deos aus Südkorea schauten. Das geht aus einem erstmals veröffentlichten Bericht der südkoreanischen Regierung hervor.

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          Südkorea hat am Donnerstag schwere Verletzungen der Menschenrechte in Nordkorea angeprangert. In einem Bericht des Ministeriums für Vereinigung in Seoul heißt es, dass in Nordkorea Menschen hingerichtet würden, weil sie Drogen nutzten, südkoreanische Videos ver­brei­teten oder sich an religiösen Ak­tivi­täten beteiligten. Auch Jugendliche und schwangere Frauen würden hingerichtet. Das Recht der Nordkoreaner auf Le­ben sei durch die willkürlichen Handlungen der nordkoreanischen Be­­hörden außerordentlich bedroht, heißt es.

          Patrick Welter
          Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

          Diese und ähnliche Vorwürfe gegen Nordkorea sind im Kern nicht neu. Menschenrechtsgruppen in Südkorea oder auch Berichterstatter der Vereinten Nationen haben auf die Verstöße des Regimes von Kim Jong-un gegen die Menschenrechte schon hingewiesen. Bekannt ist unter anderem, dass Nordkorea politisch unerwünschte Personen in Umerziehungs- oder Arbeitslager steckt. Von elf Umerziehungs­lagern sollen derzeit fünf in Betrieb sein. Familienangehörige von Flüchtlingen, die in Nordkorea zurückbleiben, werden schikaniert.

          Neu an dem rund 450 Seiten starken Bericht des Vereinigungsministeriums ist, dass die südkoreanische Regierung ihn veröffentlicht. Das unterstreicht den Fokus, den die konservative Regierung von Präsident Yoon Suk-yeol auf Freiheit und Rechtsstaatlichkeit legt. Yoon, der frühere Generalstaatsanwalt, hatte angeordnet, die Menschenrechtsverletzungen offenzulegen. Er sieht in der Offenheit einen Baustein für die Sicherheit und die Vereinigung des Landes. Der Bericht soll auch auf Englisch veröffentlicht werden.

          Mann wohl für ho­mosexuelle Handlungen hingerichtet

          Das Vereinigungsministerium erstellt die Be­richte zur Menschenrechtslage in Nordkorea im gesetzlichen Auftrag seit 2018. Die linksliberale Vorgängerregierung des früheren Menschenrechtsanwalts Moon Jae-in, der sich intensiv um eine Annäherung der beiden koreanischen Staaten bemühte, hatte die Be­richte unter Verschluss gehalten.

          Der aktuelle Report basiert auf Aussagen von mehr als 500 Flüchtlingen in den Jahren 2017 bis 2022. Danach wurde unter anderem eine schwangere Frau hingerichtet, weil sie in einem Vi­deo tanzte und mit ihrem Finger auf das Porträt des nordkoreanischen Staatsgründers Kim Il-sung zeigte. 2015 seien sechs Jugendliche im Alter von 16 bis 17 Jahren erschossen worden sein, weil sie südkoreanische Vi­deos schauten. Ein Mann soll für ho­mosexuelle Handlungen und eine Frau für Prostitution hingerichtet worden sein. 2019 sollen fünf Anführer einer Untergrundkirche in Pjöngjang hingerichtet worden sein, während Anhänger in Lager für politische Gefangene gesteckt wurden.

          Die Zahl der nordkoreanischen Flüchtlinge in Südkorea beträgt fast 34.000. Üblicherweise werden sie nach der Flucht von den südkoreanischen Behörden über die Lage in Nordkorea befragt. In den vergangenen beiden Jahren kamen nur noch 63 und 67 Flüchtlinge aus dem Norden nach Südkorea, weil das Kim-Regime aus Sorge vor Covid die Grenzen noch schärfer als zuvor kontrollierte und ab­schloss.

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