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Helfer im Erdbebengebiet : „Die Menschen haben einfach nichts mehr“

Verwüstung in Kahramanmaras nach dem Erdbeben am 6. Februar Bild: via REUTERS

Bekir Altas von der Hilfsorganisation der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs aus Köln ist im Erdbebengebiet. Im Interview spricht er über die Situation in der Region.

          1 Min.

          Herr Altas, wo sind Sie gerade in der Türkei?

          Claudia Bothe
          Volontärin

          Wir sind gerade kurz vor Kahramanmaras, dem Epizentrum.

          Seit wann sind Sie dort?

          Ich bin mit meinem Team aus Europa seit gestern Abend vor Ort. Seit gestern Morgen sind bereits unsere Teams aus Istanbul und Ankara hier und haben die ersten Hilfslieferungen gebracht.

          Für welche Organisation sind Sie unterwegs?

          Ich bin hier mit Hasene International, das ist die Hilfsorganisation der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs aus Köln.

          Wie sieht die Hilfe konkret aus?

          Vor allem bringen wir Lebensmittel zu den Menschen. Das ist momentan das Wichtigste. Außerdem herrschen winterliche Bedingungen. Deshalb brauchen wir warme Kleidung und Schuhe. All das wird gerade organisiert. Die Hilfsgüter werden in Lkws in die Region gebracht. Aber das ist nicht gerade einfach. Lkws kommen teilweise gar nicht bis in die Städte durch, weil die Straßen mit Schnee und Eis bedeckt sind. Außerdem haben das Militär und die Verwaltung den zivilen Verkehr eingeschränkt. Zwar kommen wir mit unseren Lkws noch durch, aber es kommt zu langen Schlangen.

          Bekir Altaş, hier im Krisengebiet in der Türkei (zweiter von links), ist Vorsitzender der Hilfsorganisation „Hasene International e.V.“.
          Bekir Altaş, hier im Krisengebiet in der Türkei (zweiter von links), ist Vorsitzender der Hilfsorganisation „Hasene International e.V.“. : Bild: privat

          Wie ist die Lage im Erdbebengebiet?

          Es sind wirklich sehr viele Gebäude eingestürzt. Ganze Straßenzüge sind jetzt einfach dem Erdboden gleich – nicht nur in den Städten, sondern auch in den Dörfern. Vor allem aber erschwert der Winter die Situation.

          Wie gehen die Menschen mit der Situation um?

          Die Menschen haben einfach nichts mehr. Viele leben jetzt auf der Straße. Die Menschen sind in einer gewissen Schockstarre. Alle hoffen natürlich, dass ihre Verwandten, ihre Kinder und Eltern lebend herauskommen. Aber je später es wird, je mehr Zeit vergeht, desto schwieriger wird es. Gleichzeitig erreichen mich viele Anrufe von Menschen aus Deutschland, die noch keine Nachricht von ihren Verwandten in der Türkei bekommen haben.

          Es ist also ein Wettlauf gegen die Zeit?

          Ja. Wir fahren jetzt in Richtung Kahramanmaras, und da sind jetzt schon Minusgrade, und es liegt Schnee. Das heißt, das macht die Suche schwieriger, und auch für die Überlebenden in den Trümmern ist das gefährlich. Ich hoffe, dass wir jetzt in den nächsten Tagen weiterkommen und so viele Menschen aus Trümmern retten können wie möglich. Aber wenn ich mir die Anzahl der Trümmer ansehe, wenn ich so durch die Straßen fahre, dann verfalle ich auch in Hoffnungslosigkeit zum Teil. Wir beten dafür, dass sich unsere schlimmsten Befürchtungen nicht erfüllen.

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