Großbritannien : Margaret Thatcher gestorben
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Margaret Thatcher, aufgenommen im November 1999 Bild: Barbara Klemm
Die frühere britische Premierministerin Thatcher ist im Alter von 87 Jahren gestorben. EU-Kommissionspräsident Barroso würdigte ihre „Beiträge und Vorbehalte“ zu Europa.
Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher ist tot. Thatcher starb am Montag im Alter von 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, wie ihr Sprecher Lord Timothy Bell unter Berufung auf die Familie Thatcher bekanntgab. Die als „Eiserne Lady“ bekanntgewordene konservative Politikerin hatte bereits mehrere Schlaganfälle erlitten. Nach Angaben ihrer Tochter Carol war sie seit Jahren dement. Sie hatte sich nur noch selten in der Öffentlichkeit gezeigt.
Margaret Thatcher war von 1979 bis 1990 Premierministerin Großbritanniens. Sie machte sich vor allem durch den Falkland-Krieg gegen Argentinien und ihre Rolle innerhalb der damaligen Europäischen Gemeinschaft einen Namen. Ihre Worte „Ich will mein Geld zurück“, mit denen sie den sogenannten „Britenrabatt“ durchsetzte, wurden legendär. Nach ihrem Abgang aus der Downing Street wurde sie in den Adelsstand erhoben und trat in das britische Oberhaus („House of Lords“) ein.
Barroso: Wird in Erinnerung bleiben
Der amtierende Premierminister und Parteifreund Thatchers, David Cameron, nahm die Nachricht vom Tod seiner Vorgängerin mit großer Trauer auf. „Wir haben eine große Führungspersönlichkeit, eine großartige Premierministerin und eine große Britin verloren“, schrieb Cameron über den Kurznachrichtendienst Twitter.
Großbritannien : Margaret Thatcher ist tot
Auch Königin Elizabeth II. verlieh ihrer Trauer über den Tod der Weggefährtin Ausdruck. Die Königin werde ein privates Telegramm an die Familie Thatchers schreiben, kündigte der Buckingham Palast an. Margaret Thatcher wird nach Informationen aus der Downing Street mit einer großen Trauerfeier die letzte Ehre erwiesen. Ihr Leichnam solle aber nichtöffentlich aufgebahrt werden, hieß es.
Merkel: Überragende Führungspersönlichkeit
Bundeskanzlerin Angela Merkel nannte Margaret Thatcher „eine der überragenden Führungspersönlichkeiten der Weltpolitik ihrer Zeit“. Sie habe früh die Kraft der Freiheitsbewegungen Osteuropas erkannt und sich für sie eingesetzt, sagte Frau Merkel nach Angaben der Regierung in Berlin. „Ihren Anteil an der Überwindung der Teilung Europas und am Ende des Kalten Krieges werde ich nicht vergessen.“ Weiter sagte die Kanzlerin: „Indem sie sich zu Zeiten, als dies noch nicht selbstverständlich war, als Frau im höchsten demokratischen Amt behauptete, hat sie vielen nach ihr ein Beispiel gegeben.“
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso würdigte Margaret Thatcher als „große Politikerin“. „Sie wird sowohl wegen ihrer Beiträge als auch wegen ihrer Vorbehalte zum Projekt Europa in Erinnerung bleiben“, sagte Barroso am Montag in Brüssel. Frau Thatcher sei „eine vorsichtige und dennoch engagierte Akteurin in der Europäischen Union“ gewesen. Barroso würdigte ihren Beitrag zur Erweiterung der EU um die Staaten Mittel- und Osteuropas. Thatcher habe die Gestalt des heutigen Großbritanniens geformt - dazu gehöre auch die besondere Rolle, die das Land bis heute in der EU spiele.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) sagte, Margaret Thatcher habe „die britische und europäische Politik mitgeprägt“. In einer verbreiteten Erklärung heißt es weiter: „Trotz unserer klaren politischen Differenzen ist Margaret Thatcher eine Gestalt von geschichtlicher Bedeutung.“ Unabhängig von der Frage, ob man ihr politisch zustimme, habe sie gezeigt, „dass Politik nach wie vor eine Kraft des Wandels ist“. Sie sei „zu Beginn ihrer Amtszeit“ auch eine überzeugte Europäerin gewesen.
Kohl: Ich verneige mich vor Margaret Thatcher
Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl bezeichnete Frau Thatcher als „großartige“ Frau und Premierministerin. „Ich habe Margaret Thatcher wegen ihrer Freiheitsliebe, ihrer unvergleichlichen Offenheit, Ehrlichkeit und Geradlinigkeit sehr geschätzt“, teilte Kohl am Montag mit. Thatcher sei „eine aufrechte Kämpferin und Vertreterin der Interessen ihres Landes“ gewesen.
In Kohls Amtszeit war es zu etlichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Politikern gekommen, unter anderem über den Kurs der EU
und die deutsche Einheit, der Thatcher zunächst skeptisch gegenüberstand. Kohl teilte mit, dass sein Verhältnis zu Thatcher immer auch ein „Wechselbad der Gefühle“ gewesen sei. „Trotz allen unterschiedlichen Auffassungen in manchen Sachfragen war es bis zuletzt aber vor allem ein respektvoller Umgang miteinander. Und so verneige ich mich mit stillem Gruß und in tiefem Respekt.“