Beschuss der Golanhöhen : Welche Folgen haben die Kampfhandlungen?
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Israelische Soldaten auf den Golanhöhen an der Grenze zu Syrien Bild: Reuters
Iranische Revolutionsgarden haben in der Nacht die Golanhöhen beschossen, Israel feuerte zurück. Ein Zusammenhang zum aufgekündigten Atomabkommen mit Iran besteht nur indirekt. Doch droht weitere Eskalation? Eine erste Analyse.
Die iranischen Revolutionsgarden sollen in der Nacht zum Donnerstag zwanzig Raketen von Syrien aus auf vorgeschobene israelische Stellungen auf den Golanhöhen abgefeuert haben. Das israelische Militär machte dafür die Quds-Eliteeinheit und den Kommandeur der Revolutionsgarden, General Qasem Soleimani, direkt verantwortlich. Vier der Raketen soll das Abwehrsystem Iron Dome abgefangen haben, die anderen 16 sollen noch auf syrischem Gebiet gelandet sein. Israel meldete keine Verluste, weder Tote noch Verletzte.
Zur Vergeltung flogen die israelischen Streitkräfte ihren größten Luftangriff seit vielen Jahren. Im Verbund mit Artillerieeinheiten griff Israel mehr als fünfzig Iran zugeordnete Ziele in ganz Syrien an. Darunter Munitionslager, verschiedene Positionen und Führungseinrichtungen der Revolutionsgarden, Radaranlagen und Luftabwehrstellungen sowie die Abschussvorrichtung der gen Israel gefeuerten Raketen. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den Angriffen mindestens 23 Kämpfer getötet. Nach den massiven Kampfhandlungen zeichnet sich folgendes Lagebild ab:
Eskaliert die Lage?
Iran sieht seinen Angriff nur als Reaktion auf die vielen vergangenen israelischen Luftangriffe auf syrischem Gebiet, bei denen allein in den vergangenen Wochen mehr als zwanzig iranische Militärs getötet worden waren. Der iranische Gegenangriff war schwach: Er beschränkte sich auf die von Israel annektierten Golanhöhen, deren Status international nicht anerkannt ist und die von Syrien beansprucht werden. Ins Ziel genommen wurden auch keine Zivilisten. Zudem gehörten die abgeschossenen Raketen nicht zu den modernsten, die Teheran in Syrien hat. Das deutet darauf hin, dass Iran die Lage nicht weiter eskalieren will. Auch ein israelischer Militärsprecher bekräftigte, Israel suche seinerseits keine weitere Eskalation. Die Bevölkerung auf den Golanhöhen solle in ihrer „zivilen Routine“ bleiben.
Indirekter Zusammenhang mit Atomabkommen
Ein Zusammenhang mit dem von den Vereinigten Staaten gebrochenen Atomabkommen mit Iran besteht eher indirekt. Iran hatte Gegenangriffe nach den zahlreichen israelischen Luftschlägen bereits seit Wochen angekündigt. Bis zur Entscheidung Donald Trumps hatte sich Teheran aber zurückgehalten, um dem amerikanischen Präsidenten keine Gelegenheit zu geben, diese zur Begründung seiner Entscheidung heranzuziehen. Durch Trumps Entscheidung ist diese Restriktion weggefallen. Schon am Dienstag hatte Israel ein iranisches Raketenwerfersystem südlich von Damaskus angegriffen, von dem vermutet worden war, es habe einen Schlag gegen Israel vorbereitet.
Deutliche Warnung an Iran
Der Angriff auf rund fünfzig verschiedene Orte in Syrien scheint sich auf den größten Teil der Stellungen zu beziehen, die Iran in Syrien überhaupt unterhält. Dies ist ein deutliches Zeichen der Warnung und kann eine weitere Eskalation nach sich ziehen. Zuletzt hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gesagt, die Revolutionsgarden hätten fortschrittliche Waffen nach Syrien gebracht, darunter Boden-Boden-Raketen sowie iranische Luftabwehrbatterien.
Welche Rolle spielt Russland?
Russland lässt die israelischen Angriffe auf iranische Stellungen weiter geschehen und soll von Tel Aviv vorab über den israelischen Gegenschlag informiert gewesen sein. Nach seinem Besuch in Moskau am Mittwoch hatte Netanjahu gesagt, er glaube nicht, dass Russland israelische Aktivitäten in Syrien blockiere. Russland hatte zuvor gleichwohl angekündigt, moderne Luftabwehrraketen an das syrische Regime zu geben. Präsident Baschar Assad scheint den Geschehnissen nicht nur zusehen zu wollen. Syrische Luftabwehrbatterien der Typen SA5, SA2, SA22, SA17 beschossen die israelische Kampfflugzeuge Donnerstagfrüh und wurden ihrerseits unter Feuer genommen.