https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/gespanntes-verhaeltnis-schweden-hilft-tuerkei-nach-erdbeben-18660494.html

Unterstützung nach Erdbeben : Schweden hilft der Türkei – trotz allem

  • -Aktualisiert am

In Adana suchen Helfer am 7. Februar 2023 in den Trümmern eingestürzter Gebäude nach Menschen. Bild: AP

Auch Schweden schickt Geld und Hilfsgüter an die Türkei. Vielleicht, so die Hoffnung im Land, führt das nach der Koran-Verbrennung zu einer Verbesserung des Verhältnisses.

          1 Min.

          Schweden, das zuletzt von der türkischen Regierung scharf kritisiert worden war, hilft der Türkei in der Not. Man habe sieben Millionen Kronen (rund 600.000 Euro) finanzielle Hilfe an die Türkei und an Syrien gegeben und sei bereit, auch kurzfristig weitere Unterstützung zu leisten, sagte der schwedische Minister für Internationale Entwicklung und Außenhandel, Johan Forssell, am Dienstag in Stockholm.

          Julian Staib
          Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

          Nach Regierungsangaben ging das Geld an die internationale Föderation des Roten Kreuzes: fünf Millionen Schwedische Kronen an den Türkischen Roten Halbmond, zwei Millionen an die gleichnamige Organisation für Syrien. Zudem unterstützt Schweden die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten etwa mit Notunterkünften.

          Schweden koordiniert Hilfe der EU-Staaten

          Weiterhin äußerte Stockholm die Bereitschaft, Fachwissen in den Bereichen Wasser, Logistik und beim Wiederaufbau einzubringen. Im Rahmen seiner derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft koordiniert Schweden überdies die Unterstützung der EU-Staaten.

          Kündigt Hilfe für die Erdbebengebiete in Syrien und der Türkei an: Johan Forssell, Minister für Internationale Entwicklung und Außenhandel
          Kündigt Hilfe für die Erdbebengebiete in Syrien und der Türkei an: Johan Forssell, Minister für Internationale Entwicklung und Außenhandel : Bild: EPA

          Ministerpräsident Ulf Kristersson schrieb auf Twitter, er sei in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. Er habe dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sein tiefstes Beileid übermittelt. Schweden stünde als Partner der Türkei und als gegenwärtiger Inhaber der EU-Ratspräsidentschaft bereit, Hilfe zu leisten. Ähnlich äußerte sich Außenminister Tobias Billström.

          Schwedische Regierungsvertreter brachten die Hilfen nicht in Verbindung mit dem angestrebten NATO-Beitritt ihres Landes. In schwedischen Tageszeitungen aber wurde die Verbindung gezogen. Die Tatsache, dass Schweden in der Not seine Solidarität zeige, könne zu einer Verbesserung der Beziehung beitragen, schrieb etwa ein Kommentator in der Zeitung „Svenska Dagbladet“.

          Erdogan hatte zuletzt scharfe Kritik an der schwedischen Regierung geübt, nachdem ein dänisch-schwedischer Rechtsextremist vor der türkischen Botschaft in Stockholm einen Koran verbannt hatte. Zuvor hatten kurdische Aktivisten eine Erdogan-Puppe vor Stockholms Rathaus aufgehängt, was in der Türkei ebenfalls für Empörung sorgte.

          Wenn Schweden der türkischen Republik oder dem religiösen Glauben der Muslime keinen Respekt zolle, könne es beim NATO-Beitritt auch keine Unterstützung bekommen, sagte Erdogan Ende Januar. Schweden hatte im Mai des vergangenen Jahres zusammen mit Finnland den Antrag für einen NATO-Beitritt eingereicht, nur Ungarn und die Türkei haben die Erweiterung des Bündnisses bisher nicht ratifiziert.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Die Türme der Deutschen Bank in Frankfurt

          Gefallener Aktienkurs : Die alten Sünden der Deutschen Bank

          Die Fehler der Vergangenheit lasten immer noch auf der Deutschen Bank. Um die Finanzmärkte zu überzeugen, muss die Bank in einem schwierigen Umfeld nachhaltig erfolgreich wirtschaften.
          Endlich herrscht eine entspanntere Beziehung: Das britische Königspaar besucht die Bundesrepublik – ohne, dass darum groß Aufhebens gemacht wird.

          Charles III. in Deutschland : Zu Besuch bei den schwierigen Verwandten

          Der erste Staatsbesuch Königin Elisabeths II. in der Bundesrepublik war 1965 ein wichtiger Schritt auf dem Weg der deutsch-britischen Versöhnung. Wenn nun Charles III. nach Deutschland kommt, wird sich zeigen, wie weit die Nationen gekommen sind.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.