Geheimdienste : Russland und China sollen Zugang zu Snowden-Dokumenten haben
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Edward Snowden: Der frühere NSA-Mitarbeiter entwendete rund 1,7 Millionen Dokumente. Bild: AFP
Haben Peking und Moskau Zugang zu den von Edward Snowden entwendeten NSA-Daten? Britische Medien berichten das unter Berufung auf Regierungskreise. Doch es gibt auch Kritik an den Berichten.
Russland und China haben sich Medienberichten zufolge Einsicht in westliche Geheimdienstdokumente verschafft, die von dem ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden entwendet worden waren. Mechanismen zum Schutz der Daten seien von den beiden Ländern umgangen worden, berichteten die Zeitung „The Sunday Times“ und die Rundfunkanstalt BBC in der Nacht zum Sonntag unter Berufung auf ranghohe Regierungs- und Geheimdienstvertreter.
Der Snowden-Vertraute und Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald wies die Darstellung zurück. Der Bericht in der „Sunday Times“ sei gespickt mit vielen nachweislich falschen Fakten und ein Beispiel für schlimmsten Journalismus. Wer Behauptungen glaube, die anonym im eigenen Interesse von Regierungen vorgetragen würden, sei dumm, schrieb Greenwald im Kurzmitteilungsdienst Twitter.
Der konservative Abgeordnete David Davis, der zu den wenigen Bürgerrechtlern im Unterhaus gehört, sagte, die Berichte kämen der Regierung politisch gelegen und sollten mit Vorsicht genossen werden. Man kenne „keine Fakten, nur Behauptungen“. Die Regierung von Premierminister David Cameron will im Herbst ein Gesetz einbringen, das die Überwachungsmöglichkeiten der Geheimdienste ausdehnt. Vergangene Woche hatte der Beauftragte zur Kontrolle der Antiterrorgesetze, David Anderson, die Überwachungsmethoden der Geheimdienste kritisiert. Dessen ausführlicher Bericht habe die Regierung „nervös“ gemacht, sagte Davis.
Russland hat dem Bericht der „Sunday Times“ zufolge mehr als eine Million Dokumente geknackt. Der britische Geheimdienst habe sich daher gezwungen gesehen, einige Agenten abzuziehen - aus Sorge, dass sie enttarnt werden könnten. Laut „Sunday Times“ hat sich auch China Informationen zu Dokumenten verschafft, in denen es um die Arbeitsweisen der Geheimdienste in Großbritannien und den Vereinigten Staaten geht. „Es ist der Fall, dass Russen und Chinesen Informationen haben“, sagte ein Regierungsvertreter der Zeitung. Sie hätten nun das „Wissen, wie wir arbeiten“. Weil Agenten abgezogen worden seien, fehlten dem Geheimdienst nun „entscheidende Informationen“.
Wie die BBC auf ihrer Internetseite unter Berufung auf einen Regierungsvertreter berichtete, gibt es aber „keine Beweise“, dass ein Agent zu Schaden gekommen ist. Snowden hatte während seiner Zeit bei den amerikanischen Geheimdiensten CIA und NSA rund 1,7 Millionen Dokumente heruntergeladen. Seine Enthüllungen hatten seit dem Frühsommer 2013 nach und nach das Ausmaß des amerikanischen Spähapparats ans Tageslicht gebracht. Der 31-Jährige lebt in Russland im Exil, von den Vereinigten Staaten wird er weiterhin wegen Spionage gesucht.
Snowden hatte selbst gesagt, dass „kein Geheimdienst“ seine Dokumente knacken könne. Ein britischer Geheimdienstvertreter sagte aber der „Sunday Times“: „Wir wissen, dass Russland und China Zugang zu Snowdens Material haben.“ Sie würden die Dokumente nun jahrelang durcharbeiten und dabei nach „Hinweisen suchen, um mögliche Ziele zu identifizieren“.