Gauck im Westjordanland : Demokratielehrer der Mädchen Palästinas
- -Aktualisiert am
Unter Frauen: Gauck mit Lebensgefährtin und Schülerinnen in Burin Bild: REUTERS
Der Bundespräsident weiht eine palästinensische Mädchenschule ein - und wird freundlich empfangen. Zu den Siedlungs- und Besatzungskonflikten sagt Gauck diesmal wenig.
Der Ort macht einen properen Eindruck, jedenfalls für den Fremden und den Kurzreisenden. Burin ist ein Dorf im Palästinensergebiet, eine Autostunde nördlich von Jerusalem gelegen, nahe Nablus. Der Weg dorthin mag für Bundespräsident Gauck eine Einweisung in die israelisch-palästinensische Realität im Westjordanland gewesen sein. Palästinenserhäuser haben schwarze Wassertanks auf den Dächern - die der israelischen Siedler weiße.
Polizeiliche und andere Autoritäten wechseln sich ab - einem Flickenteppich gleichen sich die Gebiete, die nach den ersten drei Buchstaben des Alphabetes genannt sind. Aus dem Sicherheitsprotokoll der unterschiedlichen Machthaber jedenfalls ergab es sich, dass Gauck auf der Fahrt dorthin sogar den Wagen zu wechseln hatte.
Die Einweihung einer Mädchenschule in Palästina gehörte zum Präsidentenprotokoll des letzten Tages dieses Staatsbesuches. Die Leute sitzen in der prallen Sonne vor dem Neubau, nur eine Zeltplane spendet dem Präsidenten und anderen Autoritäten etwas Schatten. Es spricht die Schulleiterin. Sie ist stolz und lobt, dass nun auch Mädchen eine eigene Schule bekommen sollen, und der Unterricht nicht mehr in „Doppelschichten“ erteilt werden müsse. Mit voller Lautstärke werden die Hymnen gespielt, den Boxen wird das letzte abverlangt. Es folgt die Rede von der Bildungsministerin des Palästinenserstaates Lamis Al-Alami.
„Dieser freundliche Empfang hat mich begeistert“
Anders als die Schulleiterin trägt sie kein Kopftuch. Sie ist voller Emphase. Eine große Ehre sei es „für die Kinder Palästinas“, dass Präsident Gauck komme - in ein Dorf, das unter der israelischen Besatzung leide, unter den ständigen Kontrollen durch die Israelis, die Angriffe der Siedler, die die Ernte palästinensischer Bauern verbrennten. Deshalb sei Gaucks Besuch „unbezahlbar“. Sie spricht auch über die Bedeutung der Bildung in dem Gebiet. Sie hoffe, dass später einmal die Zahl der „Frühehen“, vor allem bei den Mädchen, zurückgehe. Deshalb wünsche sie sich solche Schulen auch in Gaza und in Ost-Jerusalem.
„Dieser freundliche Empfang hat mich begeistert“, ruft Gauck den Offiziellen und Schülerinnen zu. Er spricht vom Recht auf Bildung und davon, dass jede Demokratie auf den „mündigen“, also ausgebildeten Bürger angewiesen sei. Er bekundet seinen Respekt für das Engagement der Schule, das Projekt verwirklicht zu haben - „gerade unter den schweren Bedingungen, unter denen sie leiden und die uns wohl bewusst sind“. Es sollte die einzige Anmerkung bei dieser Gelegenheit bleiben, die Gauck zu den Siedlungs- und Besatzungskonflikten macht. Weiter spricht er von „gleichen Rechten und gleichen Chancen“ für die Mädchen, aus denen dann „kluge und starke Frauen“ würden. „Ihr seid die Hoffnung beim Aufbau eines demokratischen Staates in Palästina.“