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Lieferungen gehen zurück : Die Ukraine dreht am Gashahn

  • -Aktualisiert am

Erdgasverteilstation im österreichischen Baumgarten, wo auch russisches Gas ankommt Bild: AFP

Gab es wirklich keine andere Möglichkeit als die Drosselung des Transits? Die Führung in Kiew riskiert einen wirtschaftlichen Schaden bei ihren wichtigsten Verbündeten in Europa.

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          Wie theoretisch manche politische Diskussion ist, zeigt sich nun, da es zum ersten Mal seit Kriegsbeginn zu größeren Ausfällen bei den russischen Gaslieferungen nach Europa kommt. Es sind nicht die Europäer, die den Gashahn zudrehen, obwohl das hier so viele wollten, und es ist auch nicht Putin, dem das nicht gerade wenige zugetraut haben. Nein, es sind die Ukrainer, welche die Durchleitung Richtung Westen drosseln. Die kamen in dieser Diskussion bisher gar nicht vor.

          Die Hintergründe lassen sich aus der Ferne kaum überprüfen. Dass die Russen Gas für die abtrünnigen Gebiete im Donbass abzweigen und den Betrieb stören, wie die ukrainische Seite sagt, ist durchaus möglich.

          Vertrauen ging verloren

          Man fragt sich allerdings, ob es für die Führung in Kiew nicht eine andere Art gab, mit diesen Problemen fertigzuwerden. Sie riskiert einen Schaden für die Volkswirtschaften ihrer wichtigsten Verbündeten in Europa, auch wenn die Versorgung in Deutschland und anderswo fürs Erste offenbar nicht gefährdet war.

          Die EU ist schon vor Jahren zum Opfer von ukrainisch-russischen Gaskriegen geworden. Das hat auch die Ukraine damals Vertrauen im Westen gekostet (eine Folge war der Bau von Nord Stream 2), das sollte man in Kiew nicht vergessen. Dass Russland nun wieder auf seine Vertragstreue verweisen kann, ist ein Propagandageschenk für Putin.

          Der Vorgang zeigt vor allem, dass die EU weiter alles daransetzen muss, sich von russischer Energie unabhängig zu machen. Dass in Brüssel die Verhandlungen über das geplante Ölembargo stocken, war da am Mittwoch ein weiteres böses Omen. In dieser Sache sollte man den Stab nicht über Ungarn brechen, schließlich versucht ja auch Deutschland, das Sanktionstempo an seine wirtschaftlichen Bedürfnisse anzupassen.

          Offenbar spekuliert Orbán auf eine finanzielle Kompensation. Es wäre nicht das erste Mal in diesem Krieg, dass die EU einen Preis für ihre geopolitischen Ziele zu zahlen hat.

          Nikolas Busse
          Verantwortlicher Redakteur für Außenpolitik.

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