
Umfrage in Frankreich : Sehnsucht nach Le Pen
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Mit der Symbolik nationaler Größe Frankreichs: Marine Le Pen spricht am Jahrestag des Ende des Ersten Weltkriegs am 11. November 2020. Bild: AFP
Eine neue Umfrage zeigt nicht nur, dass die meisten Franzosen mit dem Corona-Krisenmanagement unzufrieden sind. Auch das Vertrauen in die Demokratie ist erodiert. Das ist alarmierend – nicht nur für Frankreich.
Im vergangenen Jahr hatten Populisten jedweder Couleur in vielen europäischen Ländern wenig zu bestellen. Von der Corona-Pandemie profitieren sie nicht. Hatten die Leute den Eindruck, die Politik tue das Notwendige und daher Richtige, um die Verbreitung des Virus einzudämmen, schlug sich das in guten Zustimmungswerten für die Regierenden nieder. War das Krisenmanagement unzureichend oder widersprüchlich, waren die Verantwortlichen wankelmütig oder unfähig, ernteten diese Kritik und Protest. Aber Profiteure des Gegenwinds waren nicht die Populisten. Ihr Niedergang wurde schon vorausgesagt – zu Unrecht, wie neue Umfragen in Frankreich zeigen.
Die Corona-Pandemie hat vielmehr das Vertrauen der Franzosen in die Demokratie (weiter) erschüttert; sogar der Ruf nach autoritären Lösungen wird lauter. Die Rechtspopulistin Marine Le Pen, die in der Krise vor allem durch Opportunismus auffiel, kann sich im Glanz guter Umfragewerte sonnen. Das spiegelt die Unzufriedenheit vieler Wähler mit dem Krisenmanagement des Präsidenten Macron und mit dessen Regierungsstil. Doch reicht die Unzufriedenheit offenbar tiefer.
Viele Wähler hadern generell mit dem Zustand des Landes, mit dem politischen System und damit, wie die Politik mit Islamismus und Terrorismus umgeht. Die Sehnsucht nach dem „harten Durchgreifen“, den einfachen Lösungen, ist ein Warnsignal an alle – auch deshalb, weil wir Zeiten dramatischer Veränderungen und damit großer Verunsicherung entgegengehen.
