Frankreich : Ließ Sarkozy Ségolène Royal bespitzeln?
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Der Wahlkampf gegen Sarkozy wird bei Ségolène Royal noch manche Schramme hinterlassen Bild: REUTERS
Im Wahlkampf um das Präsidentenamt in Frankreich wird mit immer härteren Bandagen gekämpft: Innenminister Nicolas Sarkozy soll den Geheimdienst beauftragt haben, über das Vermögen der Sozialistin Ségolène Royal zu recherchieren.
Mit Rücktrittsforderungen und Vorwürfen des Amtsmissbrauchs gegen Nicolas Sarkozy haben führende Sozialisten auf eine Veröffentlichung der satirischen Wochenzeitung „Le Canard Enchaîné“ am Mittwoch reagiert.
Die Wochenzeitung schreibt in einem Artikel, der dem Innenminister unterstellte Innengeheimdienst „Renseignements généraux“ (RG) habe im vergangenen November Agenten beauftragt, die Vermögensverhältnisse des Paares Ségolène Royal und Francois Hollande zu überprüfen. Das Ergebnis der geheimdienstlichen Untersuchungen sei mittels einer E-Mail-Kampagne Journalisten zugespielt worden.
Sarkozy: Ein Verleumdungsversuch
Der „Canard Enchaîné“ verzichtete anders als bei vorangegangenen Geheimdienstaffären darauf, schriftliche Belege für die Vorwürfe zu veröffentlichen. Innenminister Sarkozy wies am Mittwoch im Radiosender Europe 1 die Anschuldigungen als unhaltbar zurück. Es handele sich um einen Verleumdungsversuch. Auch der Leiter des Geheimdienstes RG, Joel Bouchité, bezeichnete die „Enthüllungen“ der Wochenzeitung als gegenstandslos.
Seine Dienste hätten nicht über die Vermögensverhältnisse der sozialistischen Präsidentschaftskandidatin und ihres Lebensgefährten ermittelt. Der frühere Kulturminister Jack Lang forderte am Mittwoch als Berater Frau Royals von Staatspräsident Chirac, seinen Innenminister unverzüglich zu entlassen.
Knappes Rennen
Lang bezichtigte Sarkozy des Amtsmissbrauchs. Sarkozy lehnte einen Rücktritt hingegen ab. Er erinnerte daran, dass es die Sozialisten im letzten Präsidentenwahlkampf 2002 nicht gestört habe, dass ihr Kandidat zugleich Regierungschef gewesen sei.
Sarkozy sagte, er werde spätestens eineinhalb Monate vor der Stichwahl am 6. Mai vom Amt des Innenministers zurücktreten. In jüngsten Umfrageergebnissen liegt Sarkozy mit 54 beziehungsweise mit 52 Prozentpunkten vor der sozialistischen Kandidatin Royal.