Ausschreitungen in Frankreich : Demonstranten legen Feuer vor Rathaus in Bordeaux
- Aktualisiert am
Frankreich, Bordeaux: Rauch steigt auf, als Demonstranten an einer Demonstration an einem nationalen Aktionstag teilnehmen. Bild: dpa
Bei Protesten gegen die umstrittene Rentenreform in Frankreich griffen Demonstranten mehrere öffentliche Gebäude an. Knapp 150 Einsatzkräfte wurden verletzt. Der Bürgermeister zeigt sich empört.
Am Rande einer Demonstration gegen die Rentenreform ist im südfranzösischen Bordeaux ein Feuer am Eingangsbereich des Rathauses entfacht worden. Beschädigt wurde das Portal eines Säulengangs, das zum Vorhof des Rathauses führe, sagte eine Sprecherin der zuständigen Präfektur der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstagabend. Ein Mann sei festgenommen worden. Der Bürgermeister von Bordeaux, Pierre Hurmic, äußerte sich schockiert über diese Tat. „Ich bin äußerst betrübt, schockiert und empört, dass man das Rathaus, das Haus aller Bordelaiser, angreifen kann“, sagte Hurmic dem Nachrichtensender France Info. Nach Gewerkschaftsangaben demonstrierten in der Stadt, in der etwa 250.000 Menschen leben, 110.000 Menschen auf den Straßen.
Auch in anderen Städten kam es bei Protesten gegen die umstrittene Rentenreform zu Ausschreitungen. Innenminister Gérald Darmanin zufolge wurden mehr als 170 Menschen festgenommen. Knapp 150 Einsatzkräfte seien verletzt worden. Es habe Angriffe auf mehrere öffentliche Gebäude gegeben. Premierministerin Elisabeth Borne nannte die Gewalt und Beschädigungen inakzeptabel.
In Frankreich sind nach offiziellen Angaben mehr als eine Million Menschen gegen die umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron auf die Straße gegangen. Das Innenministerium sprach am Donnerstag von knapp 1,09 Millionen Demonstrantinnen und Demonstranten im ganzen Land. Laut Gewerkschaft CGT beteiligten sich sogar mehr etwa 3,5 Millionen Menschen an den Streiks und Protesten. In mehreren Städten war die Stimmung teils aufgeheizt, vereinzelt kam es auch zu Ausschreitungen.
Schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters
Unterdessen wurde aus Südfrankreich berichtet, dass der Sprit an den Tankstellen knapp werde. Vom Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle (auch Roissy genannt), den Demonstranten am Donnerstag blockiert hatten und den Passagiere auf den letzten Metern nur zu Fuß erreichen konnten, hieß es, dass dort die Füllstände für Kerosin bedrohlich gesunken seien, weil die Raffinerien im Land bestreikt werden.
Die Rentenreform gilt als eines der zentralen Vorhaben von Präsident Macron. Die Regierung will das Renteneintrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben. Außerdem soll die Zahl der nötigen Einzahlungsjahre für eine volle Rente schneller steigen. Damit soll eine drohende Finanzierungslücke der Rentenkasse abgewendet werden. Die Gewerkschaften halten das Projekt für ungerecht und brutal.