Endstation Sehnsucht
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Da ist Geduld nötig: In Bihac warten Flüchtlinge auf die Essensabgabe - und darauf, endlich weiterreisen zu können. Bild: Getty
Im äußersten Westen Bosniens endet für viele Flüchtlinge der Weg nach Westeuropa. Tausende sitzen gerade in den Kleinstädten Bihać und Velika Kladuša fest.
Bürgermeister spüren die Auswirkungen der großen Politik als Erste; das gilt besonders für bosnische Bürgermeister. In einem Land, das drei Staatsoberhäupter und 13 Regionalregierungen hat, in dem viele Verantwortlichkeiten unklar bleiben, sind die Bürgermeister in einer misslichen Lage. Šuhret Fazlić, Bürgermeister der Kleinstadt Bihać im Westen des Landes, merkt das seit ein paar Monaten, seit Tausende Flüchtlinge in seine Stadt gekommen sind. Fazlić sitzt unruhig auf seinem Stuhl, Augenringe haben sich tief in sein Gesicht gegraben, er gestikuliert mit beiden Händen, die blauweißgelbe Flagge des Landes hängt eingerahmt hinter seinem Rücken. Unterstützung, sagt er, erhält er weder von seiner Regierung noch von der Europäischen Union: „Wenn im Mittelmeer ein Schiff mit 200 Migranten unterwegs ist, ist ganz Europa aufgebracht. Wenn in meine kleine Stadt jede Woche 150 Migranten kommen, interessiert das niemanden.“
Kein Durchkommen nach Kroatien
In der Gegend um Bihać kann man beobachten, welche Folgen die Stärkung der europäischen Außengrenze zeigt. Es ist die Überforderung in Städten, die unmittelbar an dieser Außengrenze liegen. Von Bihać sind es nur wenige Kilometer bis zur bosnisch-kroatischen Grenze. Seit Kroatien die Grenzkontrollen verstärkt hat, gibt es fast kein Durchkommen mehr. Bihać und seine Nachbargemeinden sind für Flüchtlinge zu einer Sackgasse auf dem Weg in die EU geworden.
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