Im Flüchtlingslager Vathy auf der griechischen Insel Samos versammeln sich Migranten im Dezember 2019 während Auseinandersetzungen mit der Polizei. Bild: dpa
Die Zustände in den Aufnahmelagern auf den griechischen Inseln sind überall miserabel. Am übelsten sind sie auf Samos, im Lager Vathy. Das führt zu Spannungen.
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Vor fünf Monaten hat auch auf Samos ein Aufnahmelager gebrannt. Durch das Feuer in und um das Lager Vathy, benannt nach dem gleichnamigen Hauptort der Insel, wurden mehrere Zelte und Hütten zerstört. Etwa 200 Menschen seien deshalb auf absehbare Zeit gezwungen, im Freien zu übernachten, hieß es aus dem Migrationsministerium in Athen. Auch in diesem Fall wurde von der Regierung, ganz wie beim Brand des Lagers Moria auf Lesbos in der vergangenen Woche, zunächst der Verdacht geäußert, Bewohner des Lagers selbst hätten das Feuer gelegt, um ihre Verlegung an das Festland zu erzwingen.
Polizeiliche Ermittlungen ergaben dann jedoch ein anderes Bild. Demnach war dem Feuer ein Konflikt um Strom vorausgegangen. Wie fast alles andere ist auch der ein rares Gut in den Lagern, weshalb der Kampf um den Zugang zu Steckdosen, insbesondere zum Aufladen der Mobiltelefone, immer wieder zu Streit und Gewalt führt. Oft folgen die Konflikte zusätzlich nationalen Mustern: Syrer gegen Afghanen, Iraker gegen Kongolesen, Pakistaner gegen Kurden. In Vathy wurden Ende April mehr als 20 Männer unter dem Verdacht der organisierten Erpressung festgenommen. Demnach sollen die Männer die Stromleitungen innerhalb des Lagers angezapft haben. Dann verkaufte die Bande den Bewohnern einer noch schlechter versorgten wilden Zeltstadt in direkter Umgebung des Lagers den Zugang zu den Leitungen. Über diese Bezahlung sei aber schließlich Streit ausgebrochen, in dessen Verlauf dann die Brände gelegt worden seien.
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