
Grüne in Frankreich : Kulturkampf in der Schulkantine
- -Aktualisiert am
Mittagspause in einer Schulkantine in Mecklenburg-Vorpommern Bild: dpa
Der Bürgermeister verordnet den Schulen in Lyon ein fleischloses Einheitsmenü. Solche Hauruckaktionen sind keine gute Idee. Sie ignorieren die gesellschaftliche Mehrheit.
Es ist nicht wirklich überraschend, dass es in der Heimat von Paul Bocuse zu einer erregten öffentlichen Debatte führt, wenn ein Bürgermeister in Schulkantinen fleischlose Kost verordnet. Die französische Küche ist nicht ohne Grund weltberühmt für Gerichte wie Bœuf bourguignon oder Coq au vin.
Die Begründung, die der Grüne im Lyoner Rathaus anführt, wirkt auch ein wenig konstruiert. Es braucht kein Einheitsmenü, um in der Pandemie die Abstandsregeln bei der Essensausgabe einzuhalten. Die Aktion wirkt so, als wolle da ein ökologisch bewegter Kommunalpolitiker die Gunst der Stunde nutzen, um in den öffentlichen Schulen eine klimaschonendere Ernährung durchzusetzen.
Neue weltanschauliche Konflikte
Das ist keine kluge Strategie. Das Essen in Schulkantinen ist auch in Deutschland zu einem Schauplatz neuer weltanschaulicher Konflikte geworden, die höchst spalterisch wirken können. Neben dem Klimaschutz geht es da bekanntlich oft um Rücksichtnahme auf muslimische Kinder, Stichwort Schweinefleisch. Schulen sind aber, genauso wie andere öffentliche Einrichtungen, keine geeigneten Orte, um Minderheitenpositionen in der Gesellschaft durchzusetzen.
In keinem europäischen Land wird es eine Mehrheit geben, die sich vegetarisch oder vegan ernährt. Das mag klimapolitisch nicht ideal sein, sollte in der Demokratie aber respektiert werden. Mit ihren Hauruckaktionen treiben grüne Kulturkämpfer nur den ganz Rechten die Wähler zu.
