
Der Fall Nawalnyj : Es war ein Mordversuch
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Ankunft des Patienten Nawalnyj in Berlin Bild: dpa
Ein Bundeswehrlabor hat bestätigt, dass Alexej Nawalnyj mit einem chemischen Kampfstoff vergiftet wurde. Deutschland hat keine Wahl: Es muss in Europa weitere Schritte gegen Russland durchsetzen.
Die Bundesregierung neigt im Verhältnis zu Russland nicht zu Überreaktionen. Umso mehr Gewicht muss man der Mitteilung zumessen, der russische Oppositionspolitiker Aleksej Nawalnyj sei mit einem „chemischen Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe“ vergiftet worden. Das hat ein Labor der Bundeswehr bestätigt.
Argumentativ wird es für die russische Propaganda jetzt eng. Wäre, zum Beispiel, ein handelsübliches Insektenvernichtungsmittel im Spiel gewesen, hätte sie leicht mit dem Finger auf Kriminelle zeigen können.
Aber hier geht es um eine chemische Waffe. Und die russische Regierung wird schon in ihrem eigenen Interesse darauf achten, dass solche Stoffe nicht in unbefugte Hände geraten. Daraus folgt der dringende Verdacht, dass offizielle Stellen hinter dem Anschlag auf Nawalnyj stecken.
Bei der Attacke ist aus Sicht der Urheber vor allem eines falsch gelaufen: Das Opfer wurde rechtzeitig ins Ausland gebracht. Zum Glück hat die Bundesregierung schnell und beherzt gehandelt, als es darum ging, den Vergifteten aufzunehmen.
Jetzt folgt für Berlin aus dem Anschlag, dass es über weitere Schritte nicht nur ernsthaft nachdenken, sondern solche konkret vorbereiten muss. In Kraft gesetzt werden müssen sie auf europäischer Ebene. Und wenn die üblichen Verdächtigen wieder querschießen, muss auch bilateral gehandelt werden. Es geht schließlich um versuchten Mord.