Eskalation vor Treffen in Minsk : Rebellen greifen Hauptquartier der ukrainischen Armee an
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Ukrainische Truppen schleppen ein bei den Kämpfen mit den Separatisten bei Debalzewe beschädigten Panzer ab. Bild: Reuters
Einen Tag vor den Friedensverhandlungen haben sich die schweren Gefechte im Osten der Ukraine abermals verschärft. Über Luhansk soll ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen worden sein.
Einen Tag vor den geplanten Friedensgesprächen in Minsk eskaliert die Situation in den Kampfgebieten im Osten der Ukraine. So meldete die ukrainische Regierung, dass ihr Armeehauptquartier in Kramatorsk von den prorussichen Separatisten mit Artillerie angegriffen worden sei. Mehrere Raketen hätten die Kommandozentrale getroffen, sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko am Dienstag. Laut der Polizei wurden bei dem Angriff in angrenzenden Wohngebieten mindestens sechs Menschen getötet und 21 weitere verletzt. Kramatorsk liegt am Rande des Konfliktgebiets im Osten der Ukraine und steht eigentlich fest unter Kontrolle der Regierung in Kiew.
Des Weiteren verkündete das Freiwilligenregiment „Asow“, welches auf der Seite der Regierungstruppen kämpft, dass es ein russisches Kampfflugzeug abgeschossen habe. Der Abschuss sei über dem Luhansker Gebiet erfolgt, das Flugzeug sei dann jedoch auf russischem Gebiet abgestürzt. Diese Information stamme von den eigenen Kämpfern, sagte der Sprecher des Regiments.
Im Süden der Ukraine haben die Truppen Kiews derweil ein Offensive gestartet. Nahe der Stadt Mariupol habe die Armee die Separatisten angegriffen. Sicherheitsratssekretär Alexander Turtschinow sei selbst in der Region, um die Truppen der Nationalgarde zu führen, teilte der Nationale Sicherheitsrat im Dienstag in Kiew mit.
Auch das Freiwilligenregiment „Asow“ beteiligte sich nach eigener Darstellung an dem Vorstoß. Drei Ortschaften in Richtung Nowoasowsk seien am Morgen von den Aufständischen befreit worden, teilte die Einheit mit.
Am Mittwoch soll in der weißrussischen Hauptstadt Minsk bei einem Gipfel mit Kanzlerin Angela Merkel und den Präsidenten Petro Poroschenko (Ukraine), Wladimir Putin (Russland) und François Hollande (Frankreich) ein neuer Waffenstillstand ausgehandelt werden. Das Treffen gilt als entscheidend für die Zukunft der Ukraine. Dass es zustande kommt, ist noch nicht garantiert.
Nach jüngsten Geländegewinnen der Separatisten hatten Vertreter der Regierungstruppen immer wieder Unzufriedenheit mit der Militärführung geäußert. Es gebe schwere Kämpfe mit dem Einsatz von Panzerwagen, hieß es am Dienstag.
Auch die Aufständischen sprachen von erbitterten Gefechten. „Wir schließen eine Gegenoffensive nicht aus, aber das steht für uns jetzt nicht an obersten Stelle“, sagte Separatistensprecher Eduard Bassurin.
In der von den Aufständischen gehaltenen Großstadt Donezk starben bei Artilleriebeschuss mindestens zwei Zivilisten. Zwölf Menschen seien verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden mit. Aufseiten der Regierungstruppen gebe es 7 Tote und 23 Verletzte, sagte der Sprecher des Generalstabs in Kiew, Wladislaw Selesnjow.
Nach Medien-Informationen, sind die ukrainischen Soldaten in Debalzewe vollständig eingekesselt. Eduard Bassurin sagte, dass die Soldaten sich der Situation noch nicht bewusst seien. Ihre Kommandeure würden ihnen nicht die wahre Lage mitteilen. Den Worten der Separatisten nach seien bis zu 5000 Soldaten der ukrainischen Armee nun umzingelt und würden aufgefordert sich zu ergeben. Das Verteidigungsministerium meldete jedoch später, die Lage wieder unter Kontrolle zu haben.
Auch Russland zeigt am Tag vor dem geplanten Treffen Stärke. Die Nachrichtenagentur Interfax meldete am Dienstag, rund 2000 Spähtrupp-Soldaten hätten ein Manöver in Südrussland begonnen. Es sei für einen Monat angesetzt. Russlands südlicher Militärbezirk grenzt an die Ukraine. Auch auf der von Russland annektierten Krim hätten mehr als 600 Soldaten eine Militärübung gestartet, meldete die Nachrichtenagentur Ria unter Berufung auf die Schwarzmeerflotte. Eine erhöhte Aktivität des russischen Militärs an der Grenze zur Ukraine war im Westen zuletzt kritisiert worden.