
Kommentar : Le Pens Taktik
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Das Zerwürfnis zwischen Front-National-Gründer Jean-Marie Le Pen und seiner Tochter Marine beruht nicht auf einem politischen Richtungsstreit. Vielmehr ist Marine ihm unheimlich.
Die Ära Jean-Marie Le Pen geht zu Ende, wie sie begonnen hat. Verbale Ausfälle waren schon immer das Markenzeichen des Gründers des Front National. Le Pens Hasstiraden haben fast vier Jahrzehnte lang jene Wähler angezogen, die sich vom politischen System ausgeschlossen oder vernachlässigt fühlten. 2002 brachte ihn seine Kritik an den Regierungsparteien bis in die Stichwahlrunde der Präsidentenwahlen.
Damals wurde offenbar, wie sehr sich Le Pen davor fürchtete, politische Verantwortung zu tragen. Seine Tochter aber wird von einem Machtwillen geleitet, der ihm fremd und unheimlich ist. Grund des Zerwürfnisses ist kein politischer Richtungsstreit.
Marine Le Pen hat sich vom Gedankengut ihres Vaters noch lange nicht losgesagt. Aber sie strebt nach Regierungsverantwortung und kann deshalb nicht länger die Verstöße ihres Vaters gegen die politische Korrektheit tolerieren. Mit der „Entsorgung“ des alten Volkstribuns macht es Marine Le Pen den etablierten Parteien schwer, sie weiterhin politisch auszugrenzen.
