Gedenkveranstaltung zum D-Day : Moskau nimmt Einladung in die Normandie an
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Invasion der Alliierten 1944 in der Normandie Bild: AP
Der französische Staatspräsident Hollande hat den russischen Staatspräsidenten Putin zur Gedenkveranstaltung der alliierten Landung in der Normandie eingeladen, und Putin hat zugesagt. Der künftige „D-Day“-Gastgeber wird am Freitag nach Deutschland kommen.
Vom strikten republikanischen Protokoll der Siegesfeier ist François Hollande am Donnerstag abgewichen. Am Fuße des Arc de Triomphe sang der Militärchor „Le Chant des Partisans“, das Lied der französischen Widerstandskämpfer gegen die Nazi-Besatzer. Auf dem Programm zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges in Paris steht eigentlich nur die „Marseillaise“, aber der Präsident hatte sich die Würdigung der „résistance“ ausdrücklich gewünscht.
Auch die Hommage Hollandes auf „das russische Volk“, das den Sieg über Nazi-Deutschland „mit Millionen Leben“ bezahlte, war geplant. Der sozialistische Präsident sprach sie ins Mikrofon des staatlichen Fernsehsenders France 2 und bestätigte zugleich, dass Wladimir Putin in knapp einem Monat bei den Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Landung der Alliierten in der Normandie „willkommen“ sei. „Man kann Differenzen mit Putin haben, aber ich vergesse nicht, ich werde niemals vergessen, dass das russische Volk Millionen Leben dahin gegeben hat“, sagte Hollande.
Hollande morgen bei Merkel
Ohne die Siege an der Ostfront hätten die Alliierten nicht in der Normandie landen können, hatte zuvor schon Hollandes Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian betont. Der russische Botschafter in Paris erwiderte die Worte Hollandes prompt mit einer Zusage Präsident Putins für den 6. Juni. Dem französischen Präsidenten ging es am Donnerstag auch darum, den Rahmen für seinen Besuch im Wahlkreis Angela Merkels abzustecken. Er reist als künftiger „D-Day“-Gastgeber in die vorpommersche Wahlheimat der Bundeskanzlerin.
An diesem Freitagnachmittag soll Hollande in Rostock landen, um ein hauptsächlich touristisches Programm zu absolvieren: eine Bootstour zu den Kreidefelsen von Rügen, ein Abendessen im Ostseebad Binz und einen Stadtbummel durch Stralsund. Der Charme der vorpommerschen Ostseeküste soll den Austausch Hollandes mit der Bundeskanzlerin zu so schwierigen Themen wie der Ukraine-Krise, dem Alstom-Verkauf, der Politik der EZB und der Besetzung europäischer Schlüsselposten erleichtern.
Weiterhin verständigungsbedürftig
Das zumindest wird im Elysée-Palast als Ziel der „privaten Visite“ beschrieben. Denn obwohl sie sich seit einem Schnitzel-Essen in Berlin zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages offiziell duzen, bleibt das Verhältnis zwischen Hollande und Merkel verständigungsbedürftig. Im Elysée-Palast ist vermerkt worden, dass weder Stralsund noch Binz Städtepartnerschaften mit Frankreich unterhalten. In der evangelischen Nikolai-Kirche in Stralsund soll dem der Laizität verpflichteten Präsidenten eine französische Bibel aus dem XIII. Jahrhundert vorgestellt werden – als Beweis dafür, dass es durchaus weit zurückreichende Beziehungen zu Frankreich gibt.
Hollande will die Reise zugleich nutzen, um sein Bekenntnis zum deutsch-französischen Fundament der EU zu erneuern. Der europäische Einigungsprozess sei in Gefahr, warnte er am Donnerstag in „Le Monde“. „Die Union ist bedroht“, schrieb er. Die Wirtschaftskrise habe Kräfte gestärkt, die einen Zerfall der EU wünschten. Diesen gelte es abzuwenden – auch dank eines gemeinsamen deutsch-französischen Projektes, betonte Hollande.