Anschläge in Frankreich : Millionen Franzosen marschieren gegen den Terror
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Straßen voll in Paris: Rund anderthalb Millionen Menschen gedachten in der Hauptstadt den Terror-Opfern. Bild: dpa
Eine Nation vereint in Trauer: In Frankreich sind mindestens 3,7 Millionen Menschen gegen den islamistischen Terror auf die Straße gegangen. Auch viele Staatschefs gedachten der Opfer der Attentate. Die Delegation aus Marokko blieb dem Marsch aber fern.
Bei den Gedenkmärschen für die Anschlagsopfer sind am Sonntag in Frankreich so viele Menschen auf die Straßen gegangen wie noch nie zuvor in der Geschichte des Landes. Landesweit wurden mindestens 3,7 Millionen Demonstranten gezählt, wie das französische Innenministerium am Sonntagabend in Paris mitteilte.
Demnach nahmen am „Republikanischen Marsch“ in der französischen Hauptstadt zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Menschen teil. In anderen Städten des Landes demonstrierten zusammen mehr als 2,5 Millionen Menschen.
„Paris ist heute die Hauptstadt der Welt“
Frankreich hatte am Sonntag der Opfer der islamistischen Anschlagsserie der vergangenen Tage mit 17 Todesopfern gedacht. An dem Gedenkmarsch in Paris nahmen auch rund 50 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt teil, unter ihnen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
„Paris ist heute die Hauptstadt der Welt“, sagte Hollande vor dem Gedenkmarsch bei einem Ministertreffen. „Das ganze Land“ stehe für seine Werte auf. Unter strahlend blauem Himmel strömten bereits ab dem Mittag hunderttausende Menschen in die Pariser Innenstadt, am Nachmittag setzte sich der Zug dann am Platz der Republik in Bewegung.
Ganz vorne liefen Familienangehörige der 17 Opfer der islamistischen Angriffe mit. Ihnen folgten nach einer Schweigeminute die Politiker, darunter neben Hollande, Merkel und zahlreichen EU-Regierungschefs wie dem britischen Premierminister David Cameron der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. In der ersten Reihe marschierten unter anderem Merkel, Hollande, Netanjahu und Abbas, die sich als Zeichen der Einigkeit unterhakten.
300.000 Teilnehmer in Lyon
Auch abseits des zentralen Gedenkmarschs in Paris gingen in zahlreichen französischen Städten am Sonntag weitere bis zu zwei Millionen Menschen auf die Straße. Die mit Abstand größte Kundgebung gab es mit etwa 300.000 Teilnehmern in Lyon, gefolgt von Bordeaux und Rennes.
Die Welt ist Charlie : Millionen beim Gedenkmarsch gegen Terror
In Dammartin-en-Goële nordöstlich von Paris zogen etwa 10.000 Menschen durch die Straßen. In dem 8000-Einwohner-Ort hatten sich die beiden Attentäter nach dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ in einer Druckerei verschanzt, wo sie am Freitag von der Polizei erschossen wurden. Bereits am Samstag hatten in ganz Frankreich mehr als 700.000 Menschen demonstriert.
Auch in Berlin, Madrid, London, Brüssel und vielen weiteren europäischen Großstädten solidarisierten sich am Sonntag zehntausende Menschen mit den Anschlagsopfern. Auf dem Pariser Platz vor der französischen Botschaft in Berlin versammelten sich nach Polizeiangaben etwa 18.000 Menschen. In Brüssel gingen 20.000 Menschen auf die Straße.
Marokko kam nicht zum Gedenkmarsch
Wegen „gotteslästerlicher Karikaturen“ gegen den Propheten Mohammed beim Gedenkmarsch hat der marokkanische Außenminister Salaheddine Mezouar nicht an dem Trauerzug teilgenommen. Die marokkanische Delegation habe im Elysée-Palast ihr Beileid zum Ausdruck gebracht, habe aber nicht mit demonstriert, teilte die marokkanische Botschaft am Sonntag in Paris mit.
Nach dem Marsch für die Anschlagsopfer in Frankreich hat Staatschef François Hollande zusammen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu die Große
Synagoge von Paris besucht. Beide wurden am Sonntagabend in dem randvollen Gotteshaus von den Gläubigen mit großem Beifall begrüßt. In der Synagoge wurde der 17 Opfer der islamistischen Anschlagsserie im Großraum Paris gedacht. Unter den Opfern waren vier Juden, die am Freitag von einem islamistischen Geiselnehmer in einem jüdischen Supermarkt erschossen wurden.
Netanjahu hatte am Wochenende für eine Debatte gesorgt, als er offensiv um eine Ausreise von Frankreichs Juden nach Israel warb: „Israel ist nicht nur der Ort, wohin ihr Euch beim Gebet wendet, der Staat Israel ist Eure Heimstatt.“ In Paris entgegnete Premierminister Manuel Valls daraufhin, Frankreich ohne Juden sei „nicht mehr Frankreich“.