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EU-Infektionsschutzbehörde : „Kontakte dringend einschränken“

Ein Mann mit Maske läuft am 8. November in Berlin an einem Schild vorbei, das auf Abstand und das Tragen einer Maske hinweist. Bild: dpa

Die Festtage nahen – und damit weitere Übertragungsrisiken. Damit die Lage laut der EU-Infektionsschutzbehörde kontrollierbar bleibt, müsste es in Deutschland zwanzig Prozent weniger Kontakte geben.

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          Die EU-Infektionsschutzbehörde (ECDC) rät den Mitgliedstaaten dringend zu Kontaktbeschränkungen in der Bevölkerung, insbesondere angesichts der nahenden Festtage. „Die Festzeit am Ende des Jahres steht traditionell im Zusammenhang mit Aktivitäten wie gesellschaftlichen Zusammenkünften, Einkaufen und Reisen, die bedeutsame zusätzliche Risiken für eine verstärkte Übertragung der Delta-Variante bergen“, heißt es in einer neuen Risikoanalyse von Mittwoch.

          Thomas Gutschker
          Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

          Modellrechnungen auf Basis der gegenwärtigen Impftrends und Immunreaktionen ergäben „ein stark erhöhtes Risiko“, dass die dominante Delta-Variante des Virus „im Dezember und Januar“ das Gesundheitswesen überlaste. In Deutschland, dessen Impfquote mit 68 Prozent der Gesamtbevölkerung etwa im EU-Durchschnitt liegt, müssen die Kontakte demnach mindestens um 20 Prozent gegenüber dem gegenwärtigen Niveau reduziert werden, damit die Krise überhaupt gemanagt werden kann.

          „Etwas zeitliche Flexibilität“

          Man befinde sich in einer Lage, in der man nicht mehr zwischen einer Beschleunigung der Impfkampagne und Einschränkungen des öffentlichen Lebens wählen könne, warnte die Direktorin der Behörde, Andrea Ammon: „Wir müssen beides tun.“ Selbst Länder wie Portugal und Spanien, die mit einer Impfquote von mehr als 80 Prozent die höchste Abdeckung in Europa haben, kämen in Schwierigkeiten, wenn sich ihre Kontakte nur um zehn Prozent erhöhten. Je früher Maßnahmen ergriffen würden, desto eher ließen sich drakonische Einschränkungen vermeiden, so Ammon. Niedrigschwellige Maßnahmen sind etwa eine Maskenpflicht und Heimarbeit.

          Der Grund für diese bedrohliche Lage ist die nachlassende Wirkung der Impfstoffe. Wie stark dieser Effekt ist, dazu gibt es unterschiedliche Studien; es hängt vom Impfstoff ab, aber auch vom Intervall zwischen der ersten und der zweiten Impfung. Die Infektionsschutzbehörde schließt allgemein aus den Studien, dass ein hinreichender Schutz vor schweren Erkrankungen „bis zu sechs Monate“ nach der ersten vollständigen Impfung besteht. Sie empfiehlt gleichwohl, dass Erwachsene eine Booster-Impfung „frühestens nach sechs Monaten“ bekommen, insbesondere ab vierzig Jahren.

          Auf diesen Widerspruch angesprochen, verwies Ammon darauf, dass die Empfehlung von der zuständigen Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) übernommen worden sei. Deren Vertreter Marco Cavaleri, für Impfstrategie verantwortlich, sagte, man stütze sich bisher auf klinische Studien, in denen die Auffrischungsimpfung erst nach sechs Monaten erfolgt sei. „Etwas zeitliche Flexibilität“ könne durchaus vernünftig sein, gestand Cavaleri ein.

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