
Ringen mit Russland und China : Der Westen macht seine Hausaufgaben
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Das sogenannte „Familienfoto“ des US-Afrika-Gipfels in Washington, aufgenommen am 15. Dezember Bild: AP
Der Westen hat der expansiven Außenpolitik Russlands und Chinas oft tatenlos zugesehen. Das ändert sich nun – wie der EU-Gipfel und Bidens Afrika-Konferenz zeigen.
Die geopolitische Konkurrenz zwischen Russland und China auf der einen sowie dem Westen auf der anderen Seite hat viele Ursachen. Die Stichworte lauten relativer Machtverlust des Westens, weltanschauliche Unvereinbarkeit und klassische Interessenpolitik. Dass sich diese Gegensätze in der Ukraine in schlimmster Form entladen, ist allerdings in erster Linie dem revanchistischen Denken der aktuellen Moskauer Führung zuzuschreiben. Wladimir Putin sucht die Rückgewinnung einer Position, die Russland aus guten Gründen Ende des vergangenen Jahrhunderts verloren hat. Deshalb sind seine Aussichten nicht sonderlich gut.
Mit den eigenen Krisen beschäftigt
Ein Grund, warum man in Moskau und Peking in jüngster Zeit Bereitschaft zu einer expansiven Außenpolitik entwickelte, wird oft übersehen. Es war das Zurückweichen Europas, vor allem aber Amerikas von vielen wichtigen Schauplätzen der Weltpolitik. Seit George W. Bush war Washington im Grunde mit dem Kampf gegen den Dschihadismus beschäftigt, wenn auch zunehmend mit dessen Abwicklung. Die Europäer kümmerten sich vorwiegend um ihre eigenen Krisen, von der Eurorettung bis zur Migration. In der Folge eröffneten sich für Putin und Xi Jinping überall auf der Welt Möglichkeiten zur Einflussnahme, die sie bereitwillig nutzten, von Syrien über Myanmar bis Südosteuropa und Westafrika. Der Westen schaute dem oft tatenlos zu.
Das immerhin ändert sich nun. Die EU engagiert sich wieder stärker auf dem Westbalkan; Bosnien erhielt auf dem Europäischen Rat den Status eines Beitrittskandidaten. Zuvor wurde in Brüssel der erste Gipfel mit den ASEAN-Staaten abgehalten. Und der amerikanische Präsident organisierte ein dreitägiges Treffen mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs in Washington. Die realen Probleme, die da eine Zusammenarbeit oft erschweren, werden nicht über Nacht verschwinden, schon gar nicht auf dem Balkan. Aber endlich macht sich der Westen an seine strategischen Hausaufgaben.