Mit der Kälte kommt der Tod
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Suche nach Überlebenden unter den Trümmern eingestürzter Gebäude im türkischen Kahramanmaras am 7. Februar Bild: AFP
Die Rettungsmannschaften in der Türkei kämpfen nach dem verheerenden Erdbeben gegen die Zeit. Unter den Trümmern werden noch knapp 200.000 Menschen vermutet.
Den Rettungsmannschaften rennt die Zeit davon. Realistische Chancen, Opfer lebend aus den Trümmern zu bergen, bestehen auch bei normalen Witterungsverhältnissen nur in den 72 Stunden nach einem Beben. In der Katastrophenregion jedoch fegen Schneestürme, die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt. Türkische Fernsehsender vor Ort berichten immer öfter von Opfern, die nur noch erfroren geborgen werden konnten. In den sozialen Medien macht ein erschütterndes Bild die Runde, wie in Kahramanmaras ein Vater auf den Trümmern seines Hauses sitzt und die Hand seiner toten Tochter hält, die er zwischen den eingestürzten Platten greifen kann. Erst habe sie noch gelebt, dann sei sie erfroren. Bei der Kälte wird es immer unwahrscheinlicher, dass Lebende unter den Trümmern über ihre Handys auf sich aufmerksam machen. Denn in der Kälte entladen sich die Akkus schnell.
Was sich am Montag erst angedeutet hatte, wird in den Tagen nach dem verheerenden Beben und den inzwischen mehr als 100, zum Teil starken Nachbeben zur Gewissheit: Diese Katastrophe übertrifft in ihren Dimensionen alle anderen Beben in der jüngeren Geschichte. Der türkische Geologe und Erdbebenforscher Övgün Ahmet Ercan schrieb am Dienstag, dass allein in der Türkei 13,5 Millionen Menschen betroffen seien, die in vier Millionen Gebäuden wohnten oder gewohnt hätten. In den Stadtzentren seien diese Häuser oftmals zehn Stockwerke hoch. Ercan schätzt, dass am Dienstag noch knapp 200.000 Menschen unter den Trümmern lagen. Zu dem Zeitpunkt, als er seine Nachricht absetzte, seien erst 8000 Menschen gerettet worden. Erst jedes zwanzigste der offiziell als beschädigt oder zerstört gemeldete Gebäude werde von Rettungsmannschaft durchsucht.
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