Boris Johnson verbreitet bei seiner Rede auf dem Parteitag der Konservativen am Mittwoch in Manchester Zuversicht für die Zukunft des Landes. Bild: AFP
In Großbritannien stehen die Menschen an den Tankstellen Schlange. Premierminister Johnson sieht aber höchstens kleine Probleme. Einer seiner Vorgänger ist über eine solche Krisenverleugnung gestürzt.
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„Krise? Welche Krise?“ Als der berühmte Satz im Jahr 1979 Premierminister James Callaghan von einer Boulevardzeitung in den Mund gelegt wurde, dauerte es nur noch Tage, bis ihn seine Labour Party aus dem Amt fegte (und den Weg für die damalige Oppositionsführerin Margaret Thatcher freimachte). Der lange „Winter of Discontent“, ein Winter mit eingefrorenen Löhnen, Hochinflation und Massenstreiks hatte mit dem krisenleugnenden Regierungschef sein ultimatives Opfer gefunden. Wiederholt sich die Geschichte gerade unter konservativen Vorzeichen – und bringt den Daueroptimisten Boris Johnson in Bedrängnis?
Für Martin, der seinen Vornamen nicht in der Zeitung lesen will, fühlt es sich fast so an: „Vieles ist wie damals, nur ohne Streiks.“ Im legendären „Winter der Unzufriedenheit“ wurde Martin 17 Jahre alt und ging zur Royal Navy. Jetzt ist er fast 60 und beobachtet die aktuelle Krise aus einer neuen, ja besonderen Perspektive: Martin ist Lastwagenfahrer und gehört damit zu jenem geschrumpften Stamm, der für die Misere verantwortlich gemacht wird. Denn Johnsons Probleme wurzeln überwiegend in einem Mangel an Fahrern.
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