Benjamin Netanjahu und sein fast perfekter Plan
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Wieder am Drücker: Benjamin Netanjahu in der Knesset Bild: AFP
Mit aller Kraft hat Benjamin Netanjahu daran gearbeitet, die Regierung von Naftali Bennett zu destabilisieren. Jetzt will er den zweiten Schritt gehen – und so schnell wie möglich selbst zurück an die Macht.
In drei Wochen trifft Joe Biden zu seinem ersten Besuch als amerikanischer Präsident in Israel ein. Wer ihn am Ben-Gurion-Flughafen begrüßen wird, ist jedoch offen. Ministerpräsident Naftali Bennett wird es jedenfalls nicht sein. Er hat angekündigt, das Parlament aufzulösen und im Herbst eine vorzeitige Wahl abzuhalten. Am wahrscheinlichsten ist, dass Jair Lapid am roten Teppich stehen wird, der Außenminister und „alternierende Ministerpräsident“ – er soll das Amt gemäß der Koalitionsvereinbarung von Bennett übernehmen. Aber zum derzeitigen Zeitpunkt ist auch nicht auszuschließen, dass es ein anderer sein wird, ein alter Bekannter, der manchen in guter Erinnerung ist und anderen in sehr schlechter: Benjamin Netanjahu.
Es wäre ein Coup des Oppositionsführers, nur gut ein Jahr nach seiner Ablösung durch die von Lapid und Bennett gezimmerte Koalition wieder an die Macht zu kommen. Netanjahu hat nie nur den Hauch eines Zweifels daran gelassen, dass dies sein oberstes Ziel ist. Wobei Kritiker sagen, dass es ihm nur darum geht, sein Werk der Demontage des israelischen Rechtsstaats fortsetzen zu können. Seit rund zwei Jahren läuft in Jerusalem ein Korruptionsprozess gegen den 72 Jahre alten Netanjahu, und eine Verurteilung würde seine politische Karriere beenden. In seinen letzten zwei Jahren als Regierungschef hatte Netanjahu viel Energie darauf verwendet, die Anklageerhebung zu sabotieren. Das hat zu einer enormen Polarisierung geführt, zu einer Spaltung des Landes in Anhänger und Gegner Netanjahus.
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