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Proteste am 1.Mai : Explosive Szenen in französischen Großstädten

  • Aktualisiert am

Ein Demonstrant in Lyon hält ein Schild hoch mit der Aufschrift „Von verbranntem Plastik erschüttert, aber nicht von unseren gestohlenen Renten“. Bild: dpa

Hunderttausende Franzosen haben am 1. Mai wieder gegen die Rentenreform von Emmanuel Macron demonstriert. In einigen Großstädten endeten die Kundgebungen in Brandstiftungen und Festnahmen.

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          In Frankreich haben Hunderttausende Menschen am 1. Mai gegen die weiter umstrittene Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron demonstriert, wobei es vielfach zu Ausschreitungen kam. In Paris und anderen Großstädten gab es Festnahmen und Verletzte, die Polizei setzte Tränengas ein. Demonstranten steckten Autos und Mülltonnen in Brand und warfen Scheiben von Banken und Geschäften ein.

          Die Gewerkschaften hatten in Großstädten und kleineren Orten zu über 300 Kundgebungen aufgerufen. Die Regierung gab die Zahl der Demonstranten im ganzen Land mit rund 782.000 an, die Gewerkschaften sprachen dagegen von 2,3 Millionen Demonstranten. Alleine in Paris wurde mit bis zu 100.000 Demonstranten gerechnet.

          Sachbeschädigungen und Brandstiftungen

          Die Polizei hatte sich für befürchtete Ausschreitungen gerüstet. In Paris kam es am Nachmittag zu ersten Auseinandersetzungen. Mindestens 46 Menschen wurden in der Hauptstadt festgenommen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Ein Polizist wurde von einem Brandsatz getroffen und schwer verletzt, berichtete der Sender France Info.

          Auch in anderen Großstädten wie Lyon oder Toulouse gab es Sachbeschädigungen und Brandstiftungen. Ausschreitungen wurden ebenfalls aus Nantes gemeldet, die Polizei setzte Tränengas ein. In der Hauptstadt und weiteren Großstädten nutzte die Polizei erstmals Drohnen zur Überwachung der Lage.

          In Paris und vielen anderen Städten kam es zu Brandstiftungen.
          In Paris und vielen anderen Städten kam es zu Brandstiftungen. : Bild: dpa

          Die letzten landesweiten Proteste gegen die Rentenreform hatte es vor zwei Wochen gegeben, nachdem Macron die Anhebung des Renteneintrittsalters von 62 auf 64 Jahre offiziell in Kraft gesetzt hatte. Für Unmut sorgt weiterhin, dass die Regierung die Reform ohne Abstimmung im Parlament unter Nutzung eines Sonderparagrafen durchdrückte.

          Üblicherweise kommen zu Kundgebungen am 1. Mai in Frankreich landesweit zwischen 100.000 und 160.000 Menschen zusammen. Nun aber hatten die Gewerkschaften den 1. Mai zu einem neuerlichen Protesttag gegen die Reform des Präsidenten erklärt.

          Rentenreform noch nicht abgehakt

          Macrons Mitte-Regierung würde die inzwischen beschlossene Rentenreform am liebsten als abgehakt betrachten, die Gewerkschaften und Teile der Opposition protestieren aber weiter, um deren Umsetzung ab 1. September zu verhindern.

          Die Frage ist nun, ob die Demonstrationen am 1. Mai die letzten großen Kundgebungen gegen die Rentenreform sein werden. Zuvor bereits waren die Teilnehmerzahlen rückläufig, und auch ein Aufbrechen der gemeinsamen Front der Gewerkschaften zeichnet sich ab.

          Erstmals seit Jahren hatten die großen Gewerkschaften nämlich im Kampf gegen die Reform den Schulterschluss geübt. Bei der Frage, ob und wann man nun wieder auf Dialogangebote der Regierung eingeht, zeichnet sich aber ein unterschiedlicher Kurs ab.

          Macron und seine Regierung setzen auf eine Beruhigung der Lage und wollen möglichst schnell zu anderen Themen übergehen. Um wieder mehr Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen, stellte Premierministerin Élisabeth Borne am Mittwoch ein 100-Tage-Programm mit Verbesserungsschritten in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Innerer Sicherheit vor.

          Wie schon bei der Rentenreform steckt die Regierung aber in der Klemme, da sie im Parlament seit den Wahlen im vergangenen Sommer nicht mehr über eine absolute Mehrheit verfügt. Ein neues Migrationsgesetz verschob Borne darum auf den Herbst.

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