Einwanderung in die EU : Griechenland plant Grenzzaun zur Türkei
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Die Grenzen dicht: Flüchtlinge in einem Auffanglager im griechischen Evros im November 2010 Bild: dpa
Griechenland will seine Grenze zur Türkei mit einem Zaun abriegeln. Vorbild ist der Grenzzaun zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko. Mehr als 80 Prozent der illegalen Einwanderer in die EU reisen inzwischen über Griechenland ein.
Griechenland will die 206 Kilometer lange Landgrenze zur Türkei großteils mit einem Zaun abriegeln, um den Strom illegaler Migranten zu stoppen. Vorbild ist der Grenzzaun zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko. „Die Kooperation mit den Grenzschützern aus anderen EU-Staaten läuft gut“, sagte Bürgerschutz-Minister Christos Papoutsis der Nachrichtenagentur ANA am Samstag. „Jetzt planen wir einen Zaun zu bauen, um die illegale Migration abzuwehren.“ Die „Grenzen der Geduld der griechischen Gesellschaft“ seien längst überschritten“. Unklar blieb die Haltung der EU-Kommission dazu. Die EU führt Beitrittsgespräche mit der Türkei.
Erst am Freitag hatte die Polizei in der Nähe von Athen 65 illegale Migranten im Laderaum eines mit Orangen beladenen Lastwagens entdeckt. Sie waren aus dem Nahen Osten nach Griechenland gekommen und wollten offenbar nach Italien. Sie hatten jeweils 1200 Euro bis 1600 Euro an eine Schleuserbande gezahlt. Die Polizei nahmen den Busfahrer und einen weiteren mutmaßlichen Schleuser fest. Am Dienstag hatte die Polizei 74 Migranten in Tank- und Lastwagen in Patras entdeckt.
Die griechisch-türkische Landgrenze führt durch flaches Land am Fluss Evros (Türkisch: Meriç) und dem Flussdelta entlang. Griechenland hatte vor zwei Monaten unter dem Druck der Migrationswelle die Hilfe der EU-Grenzagentur Frontex angefordert. Seit November arbeiten dort zusammen mit den Griechen 200 Beamte der Frontex. 2010 kamen nach Angaben des Ministers Papoutsis „täglich rund 200 Flüchtlinge“ aus der Türkei.
Die EU-Kommission hält die Lage am Evros für alarmierend: Mehr als 80 Prozent der illegalen Einwanderer in die EU reisen inzwischen über Griechenland ein. Das Land ist nach Brüsseler Einschätzung mit dem Ansturm hoffnungslos überfordert. In den Städten betteln Tausende illegaler Migranten auf den Straßen. Hunderte versuchen, auf eine Fähre nach Italien zu kommen. Mittlerweile ist fast jeder zehnte in Griechenland lebende Mensch ein Ausländer von außerhalb der Europäischen Union. Rund 300 000 Menschen sind illegal im Lande. Sie stammen überwiegend aus Afghanistan, dem Irak und nordafrikanischen Staaten.
Deutschland muss sich nach Einschätzung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in diesem Jahr wie 2010 wieder auf etwa 40 000 Asylbewerber einstellen, davon viele vom Balkan. 2007 waren es noch 19 000 gewesen.
Die EU-Beamten helfen Griechenland, die Grenze zu kontrollieren und Flüchtlinge in die Auffanglager zu bringen. Doch die Lager sind restlos überfüllt. Menschenrechtsorganisationen kritisieren Athens Asylpolitik und die Zustände in den Aufnahmelagern. Griechenland ist zum Einfallstor für illegale Einwanderer in die EU geworden, weil der Seeweg über das Mittelmeer schärfer kontrolliert wird. Kamen Afrikaner zuvor meist mit Booten aus Libyen, wählen sie inzwischen meist den Landweg über die Türkei.